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Politikpromi 2010

Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg.

Dieser Herr ist wohl der Politik-Promi des Jahres 2010. Gemeinsam mit seiner Ehegattin, die inzwischen den liebevollen Spitznamen „Pornosteffi“ hat, bietet er der deutschen Öffentlichkeit eine ungeahnte Mischung aus Show und Politik. Die hohe Medienpräsenz, getragen von einer fast beispiellosen Kampagne der BILD, sorgte dafür, dass unser Verteidigungsminister wohl mit großem Abstand der beliebteste Politiker unserer Republik ist.

Man muss dem Großabnehmer von Haargel sicherlich einiges zu Gute halten. Seine Auftritte vor Mikrofonen und Kameras sind fast perfekt – er spricht klar und deutlich, verschluckt keine Silben und vermeidet politikertypische Schachtelsätze. Kurzum: das Volk kann ihm folgen. Dazu kommt eine richtig gute Körpersprache – der Körper ist voller Spannung, das Kreuz gerade und der Blick meidet nicht die Kameras. Für einen Schauspieler mag das die Grundausstattung sein, für einen Politiker ist das eher eine Seltenheit.

Und dann ist der Freiherr in der Regierung nicht nur der Präsenteste, sondern auch der Aktivste. Jetzt mag man von der Bundeswehrreform und der Aussetzung der Wehrpflicht halten, was man will, aber es sind aktive Maßnahmen, die eine merkliche Änderung bedeuten. Während der Rest der Regierung inklusive der Kanzlerin in der Öffentlichkeit eher tatenlos rüberkommt bzw. nur marginale Änderungen macht, ist der Verteidigungsminister ein wahrer Aktivposten, der seinen Bereich tatsächlich bewegt. Irgendwelche Rettungspakete für kaputte Euroländer sind nun einmal aus Bürgersicht Wolkenschieberei, die Aussetzung der Wehrpflicht trifft direkt oder indirekt sehr viele Menschen. In einer Regierung des Aussitzens nach Kohl´scher Tradition ist die Tatkraft des CSU-Politikers eine erfrischende Abwechslung.

Wie stark die Position des Herr von und zu Guttenberg ist, kann man gut am Afghanistan-Einsatz ablesen. Während unser Ex-Präsident Köhler (zu Recht) scharf für seine Aussage, Deutschland vertrete mit diesem Einsatz auch wirtschaftliche Interessen, kritisiert wurde, konnte der Verteidigungsminister denselben Inhalt ohne Gegenwind zum Besten geben und noch obendrein unwidersprochen den Einsatz als Krieg bezeichen. Die Konsequenz, dass in den Augen des Verteidigungsminister wir aus wirtschaftlichen Interessen einen Krieg führen, interessiert keine Sau. Ich weiß nicht, ob ich darüber schockiert oder fasziniert sein soll.

Die Tatsache, dass seine durchaus ansehnliche Gattin seine Beliebtheit vergrößert, wäre an sich ja  nicht sonderlich verwunderlich, wäre da nicht ihr obskures „Engagement“ im Fernsehen. Da werden Menschen im Fernsehen bloßgestellt, Existenzen in einer Form von Selbstjustiz zerstört und ein Verein unterstützt, den vorher niemand kannte und dessen Wirken in jeder Hinsicht umstritten ist. Und dennoch versammeln sich die Medien hinter der Ministergattin.

Wer es wagte, das Showlaufen des Ehepaars mit Herrn Kerner in Afghanistan kritisch zu hinterfragen, bekam nicht nur die Regierungskeule zu spüren, sondern wurde in den Medien zerfleischt.

Ich sehe den Aufstieg des Ministers skeptisch. So richtig viel geleistet hat der Mann objektiv nicht, seine riesige Popularität lenkt zwar vom Rest der Regierung ab, hilft ihm aber erst einmal gar nichts. Die jetzige Popularitätswelle wird ihn kaum ins Kanzleramt spülen können, dafür sind die nächsten Wahlen zu weit entfernt und Angela Merkel wahrscheinlich noch zu jung. Daher verpufft das Engagement der Medien für den smarten Freiherrn eigentlich relativ wirkungslos.

Immerhin hat die Politik mal wieder ein Glamour-Paar mit Showcharakter und Promiflair. Wenn die Politik nicht die Probleme der Menschen lösen kann, soll sie das Volk wenigstens unterhalten.

JMStV – Strohfeuer 2010

Nein, was war das für eine Welle, die etwas zu spät durch die Blogs gegangen ist.

Der böse Jugendmedienschutz-Staatsvertrag schien der Quell allen Übels zu sein, fühlten sich doch viele Blogbetreiber durch die vermeintliche Alterskennzeichnungspflicht und Sendezeiten zur Einstellung ihrer Aktivitäten in der bisherigen Form gezwungen. Dumm nur, dass die ganze Aufregung erst aufkam, als es eigentlich schon zu spät war, sprich, nur noch die Zustimmung der Länderparlamente fehlte.

Klar habe ich im Nachhinein leicht reden, aber ich hatte nie geplant, den Betrieb hier einzustellen. Der Wirbel schien mir doch etwas zu groß, da ich vom reinen Bauchgefühl (und dafür fand ich durchaus Unterstützung) davon ausgegangen bin, dass Blogger nicht oder nur marginal von den Regelungen betroffen sein dürften. Im weitesten Sinne sind Blogs in meinen Augen ein journalistisches Angebot, zumindest würde ich dies im weitesten Sinne für mich in Anspruch nehmen. Wenn jemand regelmäßig aktuelle Geschehnisse in Politik, Boulevard oder Sport (sofern es da einen Unterschied gibt) kommentiert, müßte er nach meinem Verständnis ähnliche Regeln in Anspruch nehmen dürfen wie viele sogenannte Nachrichtenmagazine. Und dann schmelzen die Konsequenzen des JMStV zusammen.

Aber am Ende ist es doch anders gekommen, da in Nordrhein-Westfalen der Landtag geschlossen (!) gegen diese Novellierung gestimmt hat. Man muss sich das mal vor Augen führen: SPD und CDU haben auf Bundes- und Länderebene dieses Werk verbrochen, um es dann in NRW vor die Wand zu fahren. Auch die GRÜNEN und die FDP haben sich in anderen Parlamenten als Erfüllungsgehilfen erwiesen, selbst DIE LINKE hat sich in Berlin der SPD gebeugt – dennoch haben diese Parteien in NRW in ungewohnter Eintracht gegen die Novellierung des JMStV gestimmt.

Man sollte es nicht falsch verstehen – die Regelungen der Novellierung waren einmal mehr dazu angetan, in kleinen Schritten eine Infrastruktur zu schaffen, die gewisse Formen der Zensur erlaubt. Deshalb ist es gut und richtig, dass dieser Staatsvertrag gescheitert ist. Allerdings könnte man der Politik durchaus gute Ziele unterstellen – eine Jugendschutzinfrastruktur macht im Netz grundsätzlich was her. Allerdings denke ich, dass dieses Problem nicht nur nationale Gesetze gelöst werden kann, sondern in internationalen Fachgremien bearbeitet weren muss. Zum Beispiel könnte in technischen Standards festgelegt werden, wie im HTML-Text der Seite eine Altersklassifikation umgesetzt werden kann, deren Auswertung dann der Clientsoftware (Browser des Nutzers) überlassen bleibt. So kann der Nutzer bzw. die Eltern für ihr Kind festlegen, welche Altersklassifikation überhaupt angezeigt werden und wie mit Inhalten ohne Alterseinstufung umgegangen werden soll. Und auf diesem technischen Standard braucht es dann auch kein Gesetz, sondern lediglich (leicht geschrieben) eine gute Medienkompetenz der Nutzer.

Aber in dieser Novellierung zeigte sich einmal mehr, dass Politiker in diesen Tagen das Medium Internet noch nicht verstehen. Sie fassen es als ein modernes Fernsehen auf, bei dem einige Sender an viele Empfänger ein Programm verteilen. Dummerweise ist im Internet eine Vielzahl der Empfänger gleichzeitg Sender und das auch noch örtlich unbeschränkt. Dieses Konstrukt ist nicht auf bisherige Art und Weise per Gesetz zu kontrollieren, aber diese Erkenntnis fehlt in den Parteien.

Gut, am Ende ist erst einmal nichts passiert. Doch jeder, der jetzt aufatmet, sollte nicht vergessen, dass dies nur ein Teilsieg ist. Die Länder verhandeln demnächst den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) neu. Und ich bin mir sicher, dass die Parteien sich nicht noch einmal so strategisch dumm verhalten werden wie bei diesem Mal in NRW. Außerdem gilt das alte Regelwerk natürlich weiterhin.

Deshalb kann ich nur raten, das Thema zu beobachten und diesmal deutlich eher aufzuschreien.

Plötzlich Heiligabend

Irgendwie ist es jedes Jahr dasselbe.

Man arbeitet vor sich hin, irgendwie gibt es von Jahr zu Jahr mehr zu tun und plötzlich steht man schon vorm Jahresendfest. Und wenn man nicht gerade im Fernsehen gehäuft Personen mit roten Gewändern sieht, merkt man gar nicht so recht, dass schon wieder Weihnachten ist.

Und plötzlich ist Heiligabend. Ohne Vorankündigung. Einfach so.

Und nun?

Es ist das Jahresendfest und das einzige, was mir gerade dazu einfällt, ist, dass ich nun zwei Wochen Urlaub habe. Spricht das nun für oder gegen mich?

Ungarn könnte überall sein

Die ungarische Regierung – zufällig ab Januar Ratspräsidentschaft der EU – hat das Medienrecht extrem verschärft, so dass kritische Berichterstattung zumindest die Gefahr birgt, bestraft zu werden. Sicherlich wird man sehen müssen, ob und wie dieses Regelwerk zur Anwendung kommt, denn der internationale Aufschrei ist recht groß. Doch letztlich sieht es aus der Ferne so aus, als hätten die Ungarn ab Januar ein Medienrecht, mit dem unliebsame Berichterstattung durch eine zentrale Behörde bestraft werden kann bzw. durch die Angst vor Bestrafung unterbleibt (Selbstzensur). Das ist eine sehr traurige Erkenntnis, schließlich ist freier Journalismus ein Grundpfeiler von Demokratie. Und eigentlich fußt der europäische Gedanke ja auf der demokratischen Denkart.

Allerdings: auch wenn in diesen Tagen viele Regierungen Europas gegen das ungarische Gesetz protestieren, so bin ich mir ganz sicher, dass hier und da der Wunsch besteht, selbst ein ähnlich restriktives Gesetz durchsetzen zu können. Wenn man nur die Gemengelage von „WikiLeaks“, „Soldatensicherheit“ und „Terrorgefahr“ argumentativ so verknüpfen könnte, dass die Pressefreiheit „leider“ eingeschränkt werden muss.. In den Schubladen oder Giftschränken einiger europäischer Regierungen wird so ein Gesetz bestimmt auch schon liegen und nur auf den richtigen Zeitpunkt warten, hervorgeholt zu werden.

Ungarn könnte überall sein. Bleibt wachsam!

Aus der Versenkung! In die Versenkung?

Vor kurzem hat der 1. FC Köln seinen Manager Michael Meier aus seinem Vertrag entlassen. Dieser verschwindet nun erst einmal in der Versenkung, bis er den nächsten Verein ruinieren kann, aber das ist eine andere Geschichte.

Aus der Versenkung holte der 1. FC Köln als Nachfolger für Herrn Meier Volker Finke. Finke war über viele Jahre als Trainer des SC Freiburg bekannt geworden, doch nach seiner Entlassung dort hörte man nur noch von obskuren Engagements in Asien, so dass ich davon ausging, dass die Karriere des Herrn Finke langsam ausgeklungen sei. Doch da wurde ich gleich eines besseren belehrt. Nun bzw. ab Februar ist er wieder auf der Bühne des sportlichen Wahnsinns angekommen.

Und mitgebracht hat er gleich Michael Rensing. Dieser war seit dem Sommer vereinslos und schien sich verpokert zu haben. Zuletzt hielt er sich wohl bei einem Bezirksoberligisten fit, doch es schien, als sei die ehemalige Bayernhoffnung an seiner Karriereplanung gescheitert.

Nun sind diese beiden bekannten Gesichter des Fußballs also aus der Versenkung aufgetaucht, doch sie laufen Gefahr, in dieser gleich wieder zu verschwinden. Der 1. FC Köln hat sich in der Hinrunde nicht gerade als erstligatauglich erwiesen, das Umfeld ist alles andere als ruhig und der Trainer ist unerfahren und bisher unerfolgreich. Die Zeichen stehen also eher schlecht für die Herren Finke und Rensing.

Nicht ganz so schlecht waren meine Tipps zum Hinrundenende.

Ergebnis 17. Spieltag: 6 Punkte

Vorjahresergebnisse: 10 / 2 / 2 / 7 (2009 / 2008 / 2007 / 2006)

Kein Rabatt

Ausgerechnet beim „Brain Pack“ bietet Steam dem geneigten Kunden einen eher geringen Rabatt an:

Man muss ja nicht verstehen, warum ein einzelnes Paket nicht rabattiert ist. Aber immerhin hat man so die Aufmerksamkeit der Leute (okay, zumindest von mir) geweckt.

Von Serendipity zu WordPress mit Umlauten

Nach langem Hin und Her und viel Fluchen habe ich es geschafft, die Inhalte von „Verstand in Gefahr?!“ weitesgehend verlustfrei zu übertragen. Grundsätzlich Hilfe bot das Plugin, welches ich bei Snowulf via Dobschat gefunden habe.

Leider machte dieses Importtool erhebliche Probleme bei Umlauten. Die aus PHP bekannte Funktion utf8_decode() half leider auch nicht weiter, weil aus irgendwelchen Gründen dann zwar die Umlaute korrekt übertragen wurden, aber jeder Eintrag beim ersten ß abbrach. Das ist für ein deutsches Blog auch etwas unbefriedigend.

Also blieb mir nichts anderes übriges, als etwas „quick & dirty“ ein kleines Skript zu schreiben, mit dem zumindest die Kommentare und Einträge wieder lesbar sind. In einem ersten Schritt habe ich die Tabellen serendipity_entries und serendipity_comments in die WordPress-Datenbank importiert und darüber folgendes Skript laufen lassen.

<?php
 include("connect_db.php"); // eure Datenbankverbindung
 $sql="SELECT * FROM serendipity_entries;";
 $result=mysql_query($sql) or die(mysql_error());
 while($row=mysql_fetch_array($result))
 {
 $body=utf8_decode($row['body']);
 $titel=utf8_decode($row['title']);
 $sql_wp="UPDATE wp_posts SET post_content='".mysql_real_escape_string($body)."', post_title='".mysql_real_escape_string($titel)."' WHERE ID=".$row['id'].";";
 mysql_query($sql_wp) or die(mysql_error().$sql_wp);
 }
 $sql_2="SELECT comment_ID, body, id as s9yid FROM `wp_comments`, serendipity_comments WHERE comment_post_ID=entry_id and comment_author_IP=ip and comment_author_email=email and left(comment_content,4)=left(body,4)
;"; // das ist sicherlich nicht ganz perfekt, aber zumindest bei mir paßte dieses Konstrukt
 $result2=mysql_query($sql_2) or die(mysql_error());
 while($row2=mysql_fetch_array($result2))
 {
 $inhalt=utf8_decode($row2[1]);
 $sql_com="UPDATE wp_comments SET comment_content='".mysql_real_escape_string($inhalt)."' where comment_ID=$row2[0];";
 mysql_query($sql_com) or die(mysql_error().$sql_com);
 }
?>

Wie gesagt: quick & dirty, aber nun sind alle Einträge komplett inklusive Umlauten in WordPress.

Was sonst so am 17.12.2010 passiert ist

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17.12.2010

generic (feed #10)
generic (feed #10)
generic (feed #10)
generic (feed #10)

Der Heiland ist frei

Julian Assange ist gegen Kaution wieder auf freiem Fuß.

So sehr ich „seine“ Plattform WikiLeaks schätze und für ein gewichtiges Element einer demokratischen Gesellschaft halte, so sehr bin ich auch über den Heldenkult um den weißhaarigen Australier verwundert.

Ich sehe da gewisse Parallelen zur öffentlichen Solidarität mit dem Uelzener Jungen Marco W., der in der Türkei sich dem Vorwurf ausgesetzt sah, ein minderjähriges Mädchen vergewaltigt zu haben. In beiden Fällen stehen Aussagen gegeneinander, so dass ich als neutraler Unbeteiligter erst einmal keine Meinung habe und auch keine Partei ergreife. Doch die Öffentlichkeit hatte ich damals stark hinter Marco W. gestellt, genau wie Herr Assange dieser Tage viele willige Verteidiger findet, die sich nicht für den eigentlichen Fall, sondern für einen vermuteten Hintergrund begeistern.

Natürlich ist bei Julian Assange der Verdacht naheliegend, dass die Vorwürfe eher politisch motiviert sind, aber vielleicht tut man als Verschwörungstheoretiker dabei zwei Schwedinnen Unrecht. Aber das tut ja in diesen Tagen nichts zur Sache. Der persönliche Vorwurf gegen Herrn Assange ist zum Kampf der Offline-Regierungen gegen die Netzwerk geworden, das Böse versucht, das Gute zu unterdrücken, die gesichtslosen Teufel versuchen, den Heiland zu Fall zu bringen.

Aber da Pontius Pilatus heute den Heiland auf Kaution rausgelassen hat, bleibt der ewige Kampf spannend.

Der Hellseher: Bundesliga 2010/11 – 17. Spieltag

Weitesgehend unspannend ist der letzte Spieltag, was die Tabellenpositionen angeht. Obwohl: ausgerechnet mein Lieblingsverein könnte noch auf den Relegationsplatz rutschen, was echt schade wäre.

Also heißt es „Daumen drücken“ nicht nur für meine Bauchgefühltipps, sondern auch für den FC St. Pauli. Für beide Parteien soll die Hinrunde ja versöhnlich enden.

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