Wenn als erste Reaktion auf einen bei Facebook angebotenen Artikel die Standardfrage „Ist der Artikel noch verfügbar?“ kommt, schrillen alle Alarmglocken. Fast immer endet das im Versuch, mir mit der bekannten UPS-Methode (oder FedEx) Geld zu klauen.
Von daher kam diese Wendung unerwartet, erwischte mich aber dennoch nicht auf dem falschen Fuß.
Schön ist auch der spannende Satz am Ende: „Sagen Sie mir nicht, dass ich kein Betrüger bin.“ Der hat was.
Auch wenn der Mist inzwischen bei eBay Kleinanzeigen auch auftritt – kauft doch lieber dort von mir.
Das Internet ist ein toxischer Ort. Jeder von uns trägt dazu bei, die sogenannten „sozialen Medien“ sind mehr Verkündungsplattform als ein Ort des Austausch und des Miteinder. Das wissen wir ja schon länger, das ist keinen Beitrag wert.
Bei Facebook habe ich vor kurzem diese freundliche Nachricht erhalten:
Was habe ich Böses getan? Ich habe ein paar Beiträge der Dame mit einem lachenden Smiley versehen und einmal sogar kommentiert. Sie hatte ihre Dienstleistung, das Aufhübschen von Fingernägeln, in verschiedenen Gruppen feilgeboten, die eigentlich dem Verkauf von Brettspielen verschrieben waren. Also hat sie klassisch das Thema verfehlt. Darüber habe ich „gelacht“ und sie auf dieses „Missverständnis“ hingewiesen. Das nahm die Dame sich nicht zu Herzen und warb mit immer neuen Beiträge für ihr kleines Gewerbe in den Brettspielgruppen. Also lachte ich weiter, aber ohne zu kommentieren.
Dafür bekam ich diese freundlichen Nachrichten, auf die ich bedauerlicherweise nicht antworten konnte, da die Dame sich entweder gelöscht oder mich blockiert hat. Naja, das Leben geht weiter.
Ich will nicht leugnen, dass es als unhöflich aufgefasst werden kann, dass ich die Werbung der Frau „belacht“ habe. Aber die Reaktion zeigt das, was ich eingangs schrieb: es geht nur noch ums Verkünden, dagegen laufende Aussagen, berechtigte Einwände oder auch schlicht andere Meinungen werden weggepöbelt.
Immerhin: das sprachliche Niveau der Nachrichten ließ mich immerhin schmunzeln.
Endlich ist einmal wieder dieser Klassiker bei mir eingetrudelt.
Mit gebührendem Respekt und Menschlichkeit, lassen Sie mich Ihnen zunächst mitteilen, dass ich Ihre E-Mail-Adresse aus einem E-Mail-Verzeichnis erhalten und beschlossen habe, Ihnen eine E-Mail zu senden, um eine Erlaubnis zum Fortfahren zu erhalten.
Ich bin Frau Marina Oswald aus der Schweiz. Ich bin mit Herrn Tom Oswald verheiratet, der zwanzig Jahre lang bei einer Baufirma in Asien gearbeitet hat, bevor er bei den Tsunami-Katastrophen ums Leben kam. Wir waren verheiratet, aber ohne Kinder.
Seit seinem Tod habe ich beschlossen, nicht wieder zu heiraten. Ich habe die Summe von vier Millionen fünfhunderttausend US-Dollar (4,5 Millionen Dollar) auf der Bank eingezahlt. Und jetzt bin ich bereit, diese Summe von 4,5 Millionen Dollar an die weniger Privilegierten zu spenden und zur Entwicklung der Kirche in Afrika, Amerika, Asien und Europa beizutragen.
Mein verstorbener Ehemann war sehr wohlhabend und nach seinem Tod habe ich sein gesamtes Geschäft und Vermögen geerbt. Derzeit ist dieses Geld immer noch bei der Bank und die Geschäftsleitung schrieb mir nur als Begünstigten, dass ich nach vorne kommen solle, um das Geld zu erhalten, oder vielmehr einen Brief auszustellen einer Autorisierung an jemanden, der es in meinem Namen entgegennimmt, wenn ich nicht vorbeikommen kann.
Ich bin derzeit in einem Krankenhaus, wo ich in einem Krankenhaus mit Lungenkrebs behandelt werde. Seitdem habe ich meine Fähigkeit zu sprechen verloren und meine Ärzte haben mir gesagt, dass ich nur noch wenige Monate zu leben habe. Bitte beachten Sie, dass dieses Geld auf der Bank liegt.
Ich möchte eine vertrauenswürdige Person, die 90 % dieses Geldes verwendet, um Kirchen, Waisenhäuser und Witwen auf der ganzen Welt zu finanzieren, aber in meinem Namen, Frau Marina Oswald. „Sobald ich Ihre Antwort erhalten habe, werde ich Ihnen die Kontaktdaten der Bank mitteilen. Ich werde Ihnen auch eine Vollmacht ausstellen, die Sie als den neuen Begünstigten dieses Fonds ausweist.
Bitte versichern Sie mir, dass Sie entsprechend handeln werden, wie ich es hier angegeben habe, und halten Sie diesen Kontakt vertraulich,bis diese Gelder in Ihre Verwahrung gelangen, um sicherzustellen, dass nichts meinen letzten Wunsch auf Erden gefährdet.
Danke und Gott schütze dich Ich erwarte Ihre dringende Antwort. Grüße, Frau Marina Oswald
eMail-Text von „Frau Marina Oswald“
Ich freue mich ja, dass Frau Marina Oswald mich für so vertrauenswürdig hält, aber ich zögere noch. Soll ich mir diese ehrenvolle Arbeit noch aufhalsen?
Aber ernsthaft: man merkt schon, dass die Spammer besser werden. Die sprachlichen Ausrutscher sind überschaubar und so in dem Rahmen, den man von Nicht-Muttersprachlern erwarten würde. Dennoch: fällt da wirklich heutzutage noch jemand drauf rein?