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Der Heiland ist frei

Julian Assange ist gegen Kaution wieder auf freiem Fuß.

So sehr ich „seine“ Plattform WikiLeaks schätze und für ein gewichtiges Element einer demokratischen Gesellschaft halte, so sehr bin ich auch über den Heldenkult um den weißhaarigen Australier verwundert.

Ich sehe da gewisse Parallelen zur öffentlichen Solidarität mit dem Uelzener Jungen Marco W., der in der Türkei sich dem Vorwurf ausgesetzt sah, ein minderjähriges Mädchen vergewaltigt zu haben. In beiden Fällen stehen Aussagen gegeneinander, so dass ich als neutraler Unbeteiligter erst einmal keine Meinung habe und auch keine Partei ergreife. Doch die Öffentlichkeit hatte ich damals stark hinter Marco W. gestellt, genau wie Herr Assange dieser Tage viele willige Verteidiger findet, die sich nicht für den eigentlichen Fall, sondern für einen vermuteten Hintergrund begeistern.

Natürlich ist bei Julian Assange der Verdacht naheliegend, dass die Vorwürfe eher politisch motiviert sind, aber vielleicht tut man als Verschwörungstheoretiker dabei zwei Schwedinnen Unrecht. Aber das tut ja in diesen Tagen nichts zur Sache. Der persönliche Vorwurf gegen Herrn Assange ist zum Kampf der Offline-Regierungen gegen die Netzwerk geworden, das Böse versucht, das Gute zu unterdrücken, die gesichtslosen Teufel versuchen, den Heiland zu Fall zu bringen.

Aber da Pontius Pilatus heute den Heiland auf Kaution rausgelassen hat, bleibt der ewige Kampf spannend.

Farbe bekennen

WikiLeaks