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Abenteuerlich

Bin ich eigentlich der einzige Mensch, dem die aktuelle Geschichte um das Zwickauer Gaunertrio sehr abenteuerlich vorkommen?

Da sollen die beiden Herren und die zugehörige Dame seit über zehn Jahren Banken ausgeraubt, diverse Morde an unterschiedlichsten Menschen mit Migrationshintergrund in der ganzen Republik verübt sowie eine Polizistin getötet haben. Dazu kommen noch die Mutmaßungen, dass die beiden toten Männer und ihre Partnerin für weitere ungeklärte Taten verantwortlich sein könnten. Das ist ja eine ganz schöne Menge an Verbrechen, mit denen die Drei schon in relativ jungen Jahren (Anfang 20) angefangen haben sollen. Und irgendwie sind die Verbrecher den Behörden nicht nur entkommen, sondern sie waren vielmehr nicht einmal Ziel der Ermittlungen. Das hört sich für mich recht unglaublich an.

In diesen Tagen glaube ich manchmal, dass alle ungeklärten Verbrechen momentan diesem Trio angelastet werden. Es wäre ja geradezu der Stoff für Romane, wären die drei Menschen an allen schlimmen Taten der letzten zehn Jahren beteiligt. Wenn man im selben Moment überlegt, dass die staatlichen Überwachungsmethoden seither enorm ausgebaut wurden, muss man entweder von höchster Unglaubwürdigkeit hinsichtlich der Tatvorwürfe oder von größter Schlamperei bei den Ermittlungsbehörden sprechen. Es scheint mir ja fast unmöglich, dass drei Einzelpersonen, egal ob mit oder ohne weitere Helfer, eine solche Verbrechensserie inklusive eines Polizistenmords* hinlegen, ohne in Verdacht zu geraten und ohne Spuren zu hinterlassen.

Irgendwie ist das alles sehr abenteuerlich und im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich.

* Ich betone den Polizistenmord deswegen gesondert, weil ich durchaus glaube, dass unsere Behörden sehr differenziert ermitteln. Ohne dass ich diese These untermauern kann, behaupte ich aus dem Bauch heraus, dass in Fällen von Kollegenmord eine deutlich höhere Priorisierung vorgenommen wird als bei „normalen“ Menschen. Das soll zwar nicht so sein, ist aber nachvollziehbar und verständlich.

Brauchen wir die Stasi wieder?

Vorhin habe ich im Radio einen Polizeibeamten gehört, der von der Klärung eines Verbrechens in Zella-Mehlis berichtete. Dort wurde ein siebenjähriges Mädchen offenbar von einem 37-jährigen Bekannten der Familie getötet. Es gab neben dem inzwischen scheinbar obligatorischen Massengentest auch hunderte von Hinweisen aus der Bevölkerung.

„Die Spur 130 führte zum Täter“, erläuterte der Beamte. Um dann nachzuschieben, was die heiße Spur war: Nachbarn hatten den vermeintlichen Täter auf dem Balkon gesehen, wie er Kindern beim Spielen zuschaute.

Ich bin schon etwas erschrocken, dass solch triviale Tätigkeiten schon derart verdächtig machen, dass die Polizei solchen Nachbarschaftsspitzeleien nachgeht. Wenn das Beobachten von spielenden Kindern schon zur Einstufung als potentieller Schwerverbrecher führt, was passiert dann bei wirklich verdächtigem Verhalten?

Denkt man dieses Vorgehen weiter, sollten wir präventiv die Stasi wieder aufleben lassen, um derartige Verbrechen zukünftig zu verhindern. Hätten die geschwätzigen Nachbarn den späteren Täter schon eher bei den Sicherheitsbehörden verpfiffen, hätten diese ihn vorsorglich aus dem Verkehr ziehen können oder ihn weiter beobachten lassen. Und wer weiß, ob es in einem Staat voller (nachbarschaftlicher) Beobachtung überhaupt zu einem solchen Verbrechen gekommen wäre?

Bitte verratet diesen Gedanken nicht an unsere Regierung. Sie könnte ihn gut finden.