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Der Hellseher: Bundesliga 2016/17 – 29. Spieltag

Eine bewegte Fußballwoche mündet nun in den nächsten Ligaspieltag. Besonders der Dienstag wird noch lange in Erinnerung bleiben. Insbesondere die Entscheidung der UEFA, das nach dem Anschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus abgesagte Spiel am Folgetag nachzuholen, fand viel Nachklang. Am Donnerstag wurde im Radio gefühlt den ganzen Vormittag über nichts anderes geredet.

Natürlich ist die nachträgliche Diskussion irgendwie nicht zielführend. Sicherlich war die nach der Niederlage vorgetragene Kritik des Dortmunder Trainers auch eher fragwürdig einzuschätzen. Dennoch: bis heute weiß ich nicht, wie ich in dieser Situation entschieden hätte. Gute Argumente für und gegen die Neuansetzung am Folgetag gibt es einige.

Es gibt freilich rein objektive Gründe, die für diese kurzfristige Wiederholung sprechen. Der vielzitierte Terminkalender der Vereine und der allgemeine Rahmenzeitplan sind in dieser Saisonphase sehr eng, passende Ausweichtermine hätten sich nicht angeboten. Zudem war der Spielort verfügbar, die meisten Fans sowieso vor Ort und zumeist wahrscheinlich in der Lage, auch den neuen Termin wahrzunehmen. Kurzum: rein logistisch war die Entscheidung vernünftig und nachvollziehbar.

Auch auf einer emotionalen Ebene habe ich Verständnis für die Ansetzung am Mittwoch. Schließlich war ich bisher (und bin es weiterhin) auch bei allen Angriffen dieser Art der festen Überzeugung, dass eine Demonstration der Normalität, ein Weitermachen wie geplant, die richtige Antwort auf den Versuch ist, uns nachhaltig zu verängstigen. Eine Absage wäre eine Form der Kapitulation gewesen.

Dennoch sollte man nicht vergessen, dass es auch gut verständlich gewesen wäre, wenn der BVB nicht gespielt hätte. Wir reden hier ja nicht von einem aus Spielersicht abstrakten, weil entfernten Angriff auf Dritte (wie z.B. in Paris), sondern von einem konkreten, gegen die Spieler gerichteten Attentat. Diese konkrete Betroffenheit lässt die Entscheidung der UEFA auch zweifelhaft erscheinen. Von jungen Menschen, teilweise nicht mal zwanzig Jahr alt, zu erwarten, dass sie 24 Stunden nach einem Bombenattentat, bei dem einer ihrer Mitspieler verletzt wurde, wieder „funktionieren“, ist moralisch mehr als grenzwertig. Ich glaube, bei allen „normalen“ Arbeitnehmern würde keiner voraussetzen, dass sie am Tag nach einer solchen Tat wieder zur Arbeit gehen und volle Leistung bringen. Genau diese Behandlung würde ich auch den kickenden Jungmillionären angedeihen lassen, denn am Ende sind es junge Menschen, an denen ein Bombenangriff (hoffentlich) nicht spurlos vorüber geht.

Welches dieser Argumente schwerer wiegt, weiß ich bis heute nicht. Da die UEFA aber eine Art Präzedenzfall geschaffen hat, erübrigt es sich aber, diese Argumente hin und her zu wiegen. Leider.

Daher verlasse ich dieses schwere Terrain und komme zu meinen Tipps:

1. FSV Mainz 05 – Hertha BSC 1:2
VfL Wolfsburg – FC Ingolstadt 04 2:0
FC Augsburg – 1. FC Köln 1:3
Borussia Dortmund – Eintracht Frankfurt 2:0
TSG 1899 Hoffenheim – Borussia Mönchengladbach 2:1
RB Leipzig – SC Freiburg 3:0
Bayer 04 Leverkusen – FC Bayern München 0:2
SV Werder Bremen – Hamburger SV 2:1
SV Darmstadt 98 – FC Schalke 04 1:1

Ergebnis 28. Spieltag: 6 richtige Tendenzen, 1 richtiger Tipp => 9 Punkte
Saisonstand: 151 Punkte

Richtige Reaktion

Von den vielen Reaktionen auf das Attentat von Paris gefällt mir diese ganz besonders:

Zahnpasta-Terroristen

Ich weiß nicht, warum ich bei dieser Überschrift zum einen nicht ernst bleiben kann und zum anderen an Dieter Baumann denken muss.

zahnpasta

Es muss an der Zahnpasta liegen.

Abenteuerlich

Bin ich eigentlich der einzige Mensch, dem die aktuelle Geschichte um das Zwickauer Gaunertrio sehr abenteuerlich vorkommen?

Da sollen die beiden Herren und die zugehörige Dame seit über zehn Jahren Banken ausgeraubt, diverse Morde an unterschiedlichsten Menschen mit Migrationshintergrund in der ganzen Republik verübt sowie eine Polizistin getötet haben. Dazu kommen noch die Mutmaßungen, dass die beiden toten Männer und ihre Partnerin für weitere ungeklärte Taten verantwortlich sein könnten. Das ist ja eine ganz schöne Menge an Verbrechen, mit denen die Drei schon in relativ jungen Jahren (Anfang 20) angefangen haben sollen. Und irgendwie sind die Verbrecher den Behörden nicht nur entkommen, sondern sie waren vielmehr nicht einmal Ziel der Ermittlungen. Das hört sich für mich recht unglaublich an.

In diesen Tagen glaube ich manchmal, dass alle ungeklärten Verbrechen momentan diesem Trio angelastet werden. Es wäre ja geradezu der Stoff für Romane, wären die drei Menschen an allen schlimmen Taten der letzten zehn Jahren beteiligt. Wenn man im selben Moment überlegt, dass die staatlichen Überwachungsmethoden seither enorm ausgebaut wurden, muss man entweder von höchster Unglaubwürdigkeit hinsichtlich der Tatvorwürfe oder von größter Schlamperei bei den Ermittlungsbehörden sprechen. Es scheint mir ja fast unmöglich, dass drei Einzelpersonen, egal ob mit oder ohne weitere Helfer, eine solche Verbrechensserie inklusive eines Polizistenmords* hinlegen, ohne in Verdacht zu geraten und ohne Spuren zu hinterlassen.

Irgendwie ist das alles sehr abenteuerlich und im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich.

* Ich betone den Polizistenmord deswegen gesondert, weil ich durchaus glaube, dass unsere Behörden sehr differenziert ermitteln. Ohne dass ich diese These untermauern kann, behaupte ich aus dem Bauch heraus, dass in Fällen von Kollegenmord eine deutlich höhere Priorisierung vorgenommen wird als bei „normalen“ Menschen. Das soll zwar nicht so sein, ist aber nachvollziehbar und verständlich.

Übersättigung

Heute wird der Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 gefeiert zelebriert begangen.

So langsam herrscht bei mir allerdings eine Übersättigung zu diesem „Jubiläum“, schließlich gibt es seit Tagen kaum ein anderes Thema in den Medien. Leider geht es dabei zumeist um Emotionen, gewaltige Bilder und irgendwelche Augenzeugen. Kritisches Nachdenken über die Folgen für uns alle und die Reaktionen der Regierungen findet man leider viel zu selten.

Deshalb bin ich ganz froh, dass ein großer Teil meines Tages vom Schachspiel gegen Werl bestimmt wird.

Absehbar – Teil 2 (oder 4187)

Leider war das genauso absehbar wie die Reaktionen auf Amy Winehouses Tod – nach den furchtbaren Anschlägen in Norwegen wagen sich wieder die Feinde der Freiheit unter dem Deckmantel der vermeintlichen Sicherheit aus ihren Löchern und fordern eine Ausweitung des Überwachungsstaats. Voran getragen wird die Vorratsdatenspeicherung, die eigentlich schon ausgestanden schien. Aber auch das Denunziantentum im Sinne der Stasi scheint plötzlich wieder salonfähig.

Es ist eigentlich immer dasselbe Schema: unabhängig vom tatsächlichen Ablauf einer schlimmen Tat stellen sich Unionspolitiker hin und sinnieren darüber, dass eine Vorratsdatenspeicherung und eine Gefährderdatei dieses Unglück verhindert hätten. Denn natürlich ist grundsätzlich die vermeintliche Anonymität des Internets Schuld an dieser bösen Tat. Wenn notwendig, werden auch gerne Computerspiele als böses Medium verunglimpft. Das System ist eigentlich ganz einfach: auch wenn die Mehrheit der Deutschen die Gefahr sieht und den Maßnahmen nichts abgewinnen kann, wird versucht, durch stete Wiederholung den Widerstand zu zermürben. Irgendwie wird man dieses ganze Computergedöns ja wohl kontrollieren können. Zum Glück hat das noch nicht geklappt.

Im konkreten Fall ist nicht nur die Instrumentalisierung dieses schrecklichen Verbrechens pervers, die übliche Argumentation scheint im Angesicht der bekannten Fakten zu versagen. Offenbar hat der Täter in Norwegen zwar kurz vor seiner Tat Aktivität im Internet entwickelt, die eigentliche Vorbereitung seiner Taten geschah aber offline. Und die Vorratsdatenspeicherung hat in Norwegen auch keine Wirkung gezeigt.

Aber an Fakten haben sich die Feinde der Freiheit ja noch nie gestört.

Ich freue mich nicht

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben auf pakistanischem Gebiet den vermeintlichen Top-Terroristen Osama Bin Laden exekutiert. Auf Geheiß des Präsidenten spürte eine Spezialeinheit Bin Laden auf und tötete den unbewaffneten Mann, um seinen Leichnam anschließend zu entsorgen.

Dies sind unbestrittene Fakten, doch die Reaktionen auf diese Tat haben mich schockiert. Alle Staatsoberhäupter und Regierungschefs haben sich positiv über diesen Vorgang geäußert und den Tod des Osama Bin Laden begrüßt. Unsere Bundeskanzlerin reihte sich selbstverständlich in die Reihe der Gratulanten ein.

Osama Bin Laden wurde nie der Prozess gemacht. Er wurde nie zum Tode verurteilt. Und – das legen ja nun alle Berichte nahe – er war ganz offenbar keine akute Bedrohung für irgendjemanden. Das bedeutet, es gab keine juristische Grundlage, ihn zu erschießen. Eine Festnahme, auch da stimmen alle Berichte, die ich gelesen habe, überein, war übrigens nicht geplant, obwohl sie wohl durchaus möglich gewesen wäre.

Was ist das für eine Welt, in der ein Regierungschef einfach so den Tod eines Gegners befiehlt und dafür auch noch gefeiert wird?

Ich will in keiner Weise die Taten, für die sich Osama Bin Laden als Drahtzieher bekannt hat, klein reden, aber sollte nicht auch der meistgesuchte Mann der Welt das Recht auf einen fairen Prozess haben? Unsere Demokratie basiert auf Werten und Grundrechten, die für alle Menschen gelten müssen. Dazu gehört das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit ebenso wie das Recht auf einen Gerichtsprozess, an dessem Ende über Schuld oder Unschuld und eine eventuelle Strafe entschieden wird. Selbst wenn jemand (vermeintlich [oder] offensichtlich) anderen diese Grundrechte abgesprochen hat, so gewähren wir ihm diese Rechte. Und das ist gut so, denn jeder einzelne von uns möchte im Fall der Fälle die Möglichkeit haben, sich den Anschuldigungen zu stellen, bevor er eine Strafe erhält. Wenn wir der Exekutive zubilligen, sich über die Justiz hinwegzusetzen, öffnen wir die Büchse der Pandora, denn wer garantiert uns, dass es nur bei Top-Terroristen eine Liquidierung auf Regierungsbefehl gibt? Mörder, Kinderschänder, Steuersünder, Falschparker, Atomkraftgegner oder Andersdenkende – wenn die Regierungen ohne Kontrolle der Justiz Todesurteile erlassen und vollstrecken dürfen, ist niemand mehr sicher.

Wenn sich also unsere Bundeskanzlerin hinstellt und unverhohlen Freude über den von ihrem Kollegen Obama angeordneten Mord ausdrückt, ist dies nicht nur ein schockierender Beweis für das Werte- und Demokratieverständnis von Frau Merkel. Es ist vielleicht auch die Hoffnung, durch Beschönigung und Glorifizierung dieser Tat die eigenen Befugnisse zu stärken und auszuweiten. In den vergangenen Jahren wurden die Rechte der Regierung gegenüber dem Bürger schon erheblich „gestärkt“, das Bild der totalen Überwachung zeichnet sich immer mehr ab. Wenn nun der Bürger auf Grund der Beispiele Bin Laden oder vielleicht bald Gaddafi akzeptiert, dass Regierungen einfach den Befehl geben können, gezielt Menschen zu töten, lassen sich die Befugnisse der Behörden vielleicht auch in diese Richtung „entwickeln“ (eine Frage, der die Kanzlerin mäßig geschickt in der Pressekonferenz ausgewichen ist). Überwachung und Bestrafung aus einer Hand ohne den lästigen und kostenintensiven Umweg über die Gerichte – das dürfte für einige Politiker und Behörden ein Traum sein.

Natürlich – und das mag man besonders tragisch nennen – war bei der Tötung des Osama Bin Laden formaljuristisch wahrscheinlich alles  in Ordnung. Oder anders gesagt: der darf das. So richtig bewußt war mir das bis zu diesem Ereignis nicht. Und jetzt weiß ich nicht, worüber ich mehr schockiert sein soll: über die Tat selber, über die unverhohlene Freude sovieler Menschen über den Mord an einem Menschen oder über die Tatsache, dass diese Tat auch noch legal war.

Ich kann mich über den Tod von Osama Bin Laden nicht freuen. Und möchte es auch nicht.

Wer ist tot?

BILD mal wieder..

Auch auf der Detailseite ist war die irgendwie seltsame Überschrift falsch:

Inzwischen hat BILD sich korrigiert.

Der Hellseher: Weltmeisterschaft 2010 – Ergebnis Viertelfinale

Liebe Spammer,

wer sich auf euch verläßt, ist verlassen.

Diese Binsenweisheit mußte ich einmal mehr am eigenen Leib erfahren, was meine Tipps für das Viertelfinale der "FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010 Südafrika"TM angeht. Einzig das Drama um Ghana konnten Olesya und Co. tendenziell richtig ermitteln, ansonsten war das alles eher bitter. Brasiliens Pleite konnten die Müllmailer ebenso wenig voraussagen wie Spaniens Stolpersieg gegen Paraguay. Und im Falle des furiosen Siegs der deutschen Mannschaft gegen meinen WM-Favoriten Argentinien hatten mir die Spammer das genaue Gegenteil prophezeit.

Ergebnis Viertelfinale: 1 Punkt

Zwischensumme: 36 Punkte (nach dem Viertelfinale)

Der Hellseher: Weltmeisterschaft 2010 – Gruppe A

Die Fußball-Weltmeisterschaft steht vor der Tür und in bekannter und bewährter Manier werde ich die einzelnen Vorrundengruppen tippen.

Die Gruppe A ist auf dem Papier vielleicht die ausgeglichenste. Frankreich fehlte zuletzt der Glanz alter Tage, nur durch per Handspiel erschwindeltes Tor schafften die Franzosen die Qualifikation für Südafrika. Auch die letzten Testspielergebnisse waren eher mau.

Mexiko und Uruguay sehe ich etwa auf Augenhöhe, vielleicht nur knapp hinter Frankreich. Beide amerikanischen Teams sind nicht zu unterschätzen, so dass Frankreich als theoretischer Favorit gewarnt sein sollte.

Fußballerisch dürfte der Gastgeber Südafrika in der Gruppe A das schwächste Team sein, aber ich traue den Heimspielern durchaus zu, die Vorrunde zu überstehen. Sie sind nicht soweit hinter den anderen Teams, dass es eine Sensation wäre, würde das Team, getragen von einer Welle der Euphorie und Unterstützung, das Achtelfinale erreichen, so wie das bisher alle WM-Gastgeber geschafft haben.

Deshalb halte ich die Gruppe A für eine der spannenderen Vorrundengruppen und überlasse hier die Tipps einmal mehr dem Zufall. Für jedes Team werden pro Spiel zwei Würfel geworfen. Das größere Ergebnis wird vom niederigen abgezogen und das Resultat durch zwei geteilt. Dabei wird ggf. aufgerundet, wenn die höhere Zahl gerade ist bzw. abgerundet, wenn die höhere Zahl ungerade ist. Die so ermittelte Zahl entspricht der Torzahl des Teams in diesem Spiel.

Heim Gast Ergebnistipp
Südafrika Mexiko 3:0
Uruguay Frankreich 1:3
Südafrika Uruguay 1:1
Frankreich Mexiko 1:0
Mexiko Uruguay 0:1
Frankreich Südafrika 3:0

Die Würfel sehen also Frankreich klar im Achtelfinale, Mexiko fliegt in hohem Bogen raus, während der Gastgeber Südafrika knapp vor Uruguay im Achtelfinale steht.