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Teilerfolg?!

Meine Vorhersage, dass die Guttenberg-Affäre in einem faulen Kompromiss enden würde, hatte ich nach dem Publicity-Stunt des Verteidigungsministers schon abgehakt, aber am Ende offenbart sich doch alles. Nun greifen die Räder ineinander und die Maschinerie läuft wieder zu Gunsten des Freiherrn zu Guttenberg.

Nachdem der Minister medienwirksam auf seinen Doktortitel verzichtete, hat die Universität zu Bayreuth diesem Ansinnen entsprochen und Herrn zu Guttenberg die Doktorwürde entzogen.

Doch – und jetzt kommt der etwas faule Kompromiss – gleichzeitig verzichtet die Universität auf eine weitere Prüfung des Falls, so dass eine finale Wertung über die Arbeit ausbleibt. Nun werden wir von der Universität zu Bayreuth wohl nie hören, ob die stark kritisierte Arbeit des Ministers ein dreistes Plagiat ist oder – wie uns der Freiherr glauben machen möchte – einfach nur handwerklich schlecht gemacht. „Natürlich“ wurde auf die Universität kein Einfluß genommen bei dieser Entscheidung.

So kann der Verteidigungsminister einen ersten Teilerfolg verbuchen: von offizieller Seite muss er keine Befürchtungen mehr haben, ein Plagiator geschimpft zu werden. Damit sind die formaljuristischen Fallstricke für die Karriere des Ministers aus dem Weg geräumt. Und die verbleibende Kritik kann man aussitzen..

Schade, dass diese Winkelzüge so durchsichtig und letztlich doch vorhersagbar sind.

Hornberger Schießen voraus!

Die weiße Weste unseres Verteidigungsministers bekommt leichte Flecken, wenn man die Entwicklungen der letzten Tage verfolgt.

Offenbar hat Herr zu Guttenberg bei seiner Doktorarbeit bewußt oder unbewußt die Kennzeichnung einiger Zitate unterlassen. Die Zahl der gefundenen Stellen, die er ohne entsprechende Fußnote oder Quellenangabe verwendet haben soll, ist inzwischen auf über 80 gestiegen, was auch bei einer Arbeit von über 450 Seiten schon verdächtig viel ist.

Jetzt forderte die Universität zu Bayreuth den CSU-Politiker auf, sich binnen 14 Tagen zu diesen Vorwürfen zu äußern. Vorübergehend verzichtet der Showpolitiker auf seinen Doktortitel, in der Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden möge.

Eigentlich sollte diese Affäre ausgehen wie das Hornberger Schießen. Der Universität, die der Doktorarbeit die Bezeichnung „summa cum laude“ verliehen hat, dürfte es hochnotpeinlich sein, dass im Jahr 2006 jemand mit sovielen ungekennzeichneten Zitaten durchgekommen ist. Wenn man bedenkt, dass selbst die Facharbeiten von Oberstufenschülern entsprechend geprüft werden, dürfte es schwer werden, diesen Fauxpaus zu erklären.

Für die Universität wird es überhaupt schwierig, den richtigen Weg zu finden. Gibt man zu, dass Herr zu Guttenberg bei seiner Doktorarbeit nicht die notwendige wissenschaftliche Gründlichkeit aufgebracht hat, bleibt es fragwürdig, wie das passieren konnte. Und wenn die Konsequenz wäre, dass der Doktortitel nichtig ist – dann hat die oberfränkische Uni ein Problem. Denn auch wenn auf dem Papier Lehre und Forschung frei sind – ich glaube nicht, dass die CSU den Sturz ihres Hoffnungsträgers ungerächt geschehen läßt.

Doch bliebe alles beim Alten hätte das auch Geschmäckle – schließlich hat unser Freiherr ja schon Fehler zugegeben, so dass man einen Doktortitel „summa cum laude“ auch nicht ohne gute Erklärung stehen lassen könnte.

Wahrscheinlich wird es auf irgendeine Krücke hinauslaufen, die z.B. so lauten könnte: Herr zu Guttenberg verliert die Auszeichnung „summa cum laude“, darf aber weiterhin seinen Doktortitel führen. Damit wäre das Gesicht aller Beteiligten halbwegs gewahrt und die Affäre wäre aus der Welt.

Doch zwei Dinge muss man noch erwähnen..

Zum einen entsteht hoffentlich nicht nur bei mir der Eindruck, dass die Doktorarbeit des Herrn zu Guttenberg offenbar eher eine Anreihung von Zitaten (gekennzeichnet oder nicht) ist, wobei die Leistung sicherlich nicht schlecht ist, ausreichend viele Zitate zu sammeln und diese in einer gute Reihenfolge zu bringen. Ob dies einen Doktortitel wert ist, sei mal dahingestellt.

Zum anderen hat Herr zu Guttenberg noch eine gute Begründung für die Fehler in seiner Dissertation.

Sie ist über etwa sieben Jahre neben meiner Berufs- und Abgeordnetentätigkeit als junger Familienvater in mühevoller Kleinstarbeit entstanden und sie enthält fraglos Fehler.

Wieviele Menschen müssen neben ihrer Berufstätigkeit als junge Väter oder Mütter, möglicherweise auch noch alleinerziehend, ihrer Bachelor-, Master- oder gar Doktorarbeit erstellen und haben im Gegensatz zum Freiherrn zu Guttenberg noch ganz existenzielle Sorgen? Und dabei schaffen es diese Menschen auch noch, wissenschaftliche Arbeiten ohne allzu große formale Fehler abzuliefern..

Doch wie oben geschrieben: ich bin mir relativ sicher, dass unser Verteidigungsminister mit einem blauen Auge davonkommen wird. Leider.