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Nach dem Spiel zum Interview

Interviews direkt nach dem Abpfiff eines Fußballspiels haben Hop-oder-Top-Charakter. Entweder kann der geübte Journalist den Akteuren einige Aussagen entlocken, die man der Hitze des Gefechts zuschreiben muss und die im Nachgang weitere Schlagzeilen garantieren. Oder aber er erlebt, wie sich die abgebrühten Profis mit Binsenweisheiten, Floskeln oder Ablenkungen aus der Affäre ziehen.

Ein herrliches Beispiel für den letzten Typ von Nachspielinterview konnte der geneigte Sportschau-Zuschauer heute erleben. Nach der Niederlage gegen Heidenheim und dem damit verbundenen Ausscheiden aus dem DFB-Pokal wußte Bremens Trainer Thomas Schaaf mit bestechender Logik zu überzeugen.

Um nach Berlin zu kommen, muss man erstmal nach Heidenheim. Und wenn man Heidenheim nicht bezwingen kann, dann fährt man auch nicht nach Berlin.

Da kann man aus Sicht des Interviewers als positives Fazit feststellen, dass man etwa acht Sekunden Sendezeit mit dieser nichtssagenden Aussage füllen kann.

Zahlen gegen Diagramm

Irgendwie passen die Höhen der Balken nicht zu den darin beschriebenen Ergebnissen:

Einer zuviel auf dem Platz

Na, wer findet den Fehler in diesem Tennis-Live-Ticker?

Rechnen für Journalisten -2-

Fußball-Nationalspieler Arne Friedrich hat sich mit seinem Arbeitgeber auf eine Verlängerung des Beschäftigungsverhältnisses geeinigt. Dabei ist er dem Verein in der Gehaltsfrage wohl entgegen gekommen, was BILD so betitelt.

Schaut man genauer hin, erläutert BILD diesen Verzicht auch in Zahlen:

Dumm nur, dass die halbe Million, auf die Herr Friedrich verzichtet, bezogen auf sein bisheriges Gehalt von 3,5 Millionen Euro, gerade mal 14,3% sind. Alle anderen Zahlen miteinander zu verknüpfen, ist pure Wolkenschieberei. BILD aber rechnet diesen Verzicht lieber hoch, indem die Forderung von 4 Millionen als Grundlage genommen werden – dies sind aber nicht "knapp 20% seines bisherigen Jahresgehalts". Das sieht besser aus und läßt Herrn Friedrich in einen besseren Licht dastehen.

Wie auch immer: um die warmen Mahlzeiten des Herrn Friedrich müssen wir uns wohl keine Gedanken machen.

Rechnen für Journalisten [UPDATE]

Wernes neuer Bürgermeister steht offenbar fest. Nachdem FDP und SPD den parteilosen Lothar Christ ins Rennen geschickt haben, ist die örtliche CDU gestern nach einem peinlichem Intermezzo mit einem externen Kandidaten auch auf diesen Zug aufgesprungen, so dass Herr Christ schon das Tafelsilber stehlen müßte, um nicht Bürgermeister von Werne zu werden.

Aber diese politische Situation ist nicht Auslöser für diesen Beitrag, sondern vielmehr die Berichterstattung über die gestrige CDU-Entscheidung. Bei dieser Versammlung haben die Mitglieder der CDU abgestimmt, ob Herr Christ ihr Kandidat wird. Und das Ergebnis berechnet der "Westfälische Anzeiger" so:

WA rechnet

Mhm, sicherlich ist Mathematik nicht erste Journalistenpflicht, aber das Ablesen des Taschenrechnerdisplays sollte schon drin sein. 57*100/78 sind ziemlich genau 73. Da gibt es sogar nicht viel zu runden. Die von Magnus viel gescholtenen "Ruhr Nachrichten" machen es übrigens schon in der Überschrift richtig:

RN

Naja, Herrn Christ werden die Rechenkünste der lokalen Presse egal sein. Hauptsache, sein Kämmerer ist auf dem Gebiet gewandter..

UPDATE vom 9.12.2008: Wahlrecht für Blogger

Völlig berechtigt weist mich mein Leser Rolf W. darauf hin, dass Enthaltungen üblicherweise nicht zur Berechnung des Prozentsatzes hinzugezogen werden, so dass beide Zeitungen falsch liegen. Herr Christ hat demnach satte 77% erhalten (=57*100/74).

Ist sie es nun oder nicht?

Das Schicksal eines kleinen Mädchens aus Leipzig bewegt offenbar momentan viele Menschen in Deutschland, so auch die Redakteure von BILD online. Dass dabei so einige logische Diskrepanzen entstehen, fällt vor lauter Sensationsgier Angst um das Kind nicht auf.

Naja, eine Überschrift wie "Michelle vielleicht gefunden!" oder "Könnte eine gefundene Leiche die kleine Michelle sein?" sind ja nicht reißerisch genug..