Ich habe vor einigen Tagen den Pfarrbrief meiner katholischen Gemeinde bekommen. Neben eher uninteressanten Dingen werden dort auch die Namen der Kommunionskindern und Firmlinge aufgeführt. Dort zeigen sich interessante (gesellschaftliche) Entwicklungen.
Während Kevin bei den Firmlingen noch verbreitet ist, gibt es kein Kommunionskind mit diesem Namen. Offenbar haben die Eltern gelernt, dass Kevin inzwischen eine Diagnose für ihr Kind ist. Allerdings gibt es scheinbar einen neuen Modenamen für Jungen. Luca in jeder Schreibweise, gerne auch mit einem vorangestellten Namen, dürfte den Lehrern in den nächsten Jahren übel aufstossen. Was früher der Kevin, dürfte bald der Luca werden. Allerdings scheinen auch Ni(e)ls und Florian sehr beliebt zu sein. Wahrscheinlich müssen Lehrer bald differenzierter diagnostizieren.
Bei den Mädchen gilt die L-Regel. Egal, wie das Mädchen heißt, hauptsache, der Vorname beginnt mit L. Laura, Lena, Lisa-Marie oder Lea – so muss das Mädel heißen. Dabei ist es egal, ob das Kind die Firmung oder die Kommunion erhält, L-Namen sind in der Mehrheit. Interessanterweise gibt es in meiner Gemeinde keine Hartz-IV-Namen Vorurteilsnamen wie Ann-Chantalle oder Jaqueline, lediglich eine Fabienne-Celine läßt die Augenbrauen hoch wandern.
Ich bin gespannt, ob dieser Querschnitt durch eine katholische Gemeinde in einer kleinen Stadt wie Werne sich auf unser gesamtes Land übertragen läßt. Vielleicht lesen wir ja bald wirklich von der Diagnose „Luca“.