« Posts tagged kino

Kino in Kürze: Nichts zu verzollen, Planet der Affen: Prevolution, Resturlaub

In den letzten zwei Wochen war ich einige Male im Kino und möchte euch kurz und knackig meine Meinung zu den gesehenen Streifen mitteilen.

Nichts zu verzollen

Diese ganz ordentliche Komödie leidet an einem ihrer Grundthemen. Es geht um einen belgischen Grenzzöllner, der nach Wegfall der Grenzkontrollen mit einem der verhaßten französischen Kollegen zusammenarbeiten muss. Dieser Franzose ist zu allem Überfluß auch noch mit der Schwester seines belgischen Kollegen liiert. Diese lokale Einfärbung aus dem französischen Original ins Deutsche zu transportieren ist nur bedingt gelungen. Den Belgiern wird im Deutschen ein seltsamer Akzent angedichtet, womit wahrscheinlich 50% des Humors und der Hintergründigkeit verloren geht. Zudem ist das komplexe Miteinander zwischen Belgiern und Franzosen für den durchschnittlichen Deutschen schwer nachvollziehbar, womit ein wenig Tiefgang verloren geht.

Dennoch ist „Nichts zu verzollen“ ganz unterhaltsam, ohne dass man gleich in Begeisterungsstürme verfallen müßte.

Planet der Affen: PrEvolution

Die Voraussetzungen scheinen eigentlich schlecht zu sein: da gibt es eine legendäre Filmreihe von den 60er und 70er Jahren, ein Remake vor einigen Jahren konnte nicht überzeugen und das Thema, wie die Affen sich entwickelten, war auch schon Thema der „alten“ Filme. Das konnte eigentlich nur schief gehen.

Und dennoch ist „Prevolution“ sehr gelungen. Mit viel Feingefühl erarbeitet der Film die Veränderung des durch ein Medikament veränderten Affen Caesar vom Menschenfreund zum Befreier seiner Artgenossen. Man verzichtet auf dumpfe Schwarz-Weiß-Malerei und schafft es trotz einiger nicht allzu logischer Szenen immer, den Zuschauer mitzunehmen. Vielleicht liegt es auch an der Liebe zum Detail, die sich nicht nur in der hervorragenden Computertechnik der Affen widerspiegelt, sondern auch in den vielfältigen Referenzen zur „alten“ Filmreihe. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man auf Nebenstränge weitesgehend verzichtet hat – die obligatorische Liebesgeschichte ist schnell abgefrühstückt, alle anderen Stränge sind dicht an den Hauptstrang gebunden.

So kann ich ruhigen Gewissens diesen Film empfehlen: er ist handwerklich gut gemacht, liefert einen einfühlsamen Beitrag zur „Planet der Affen“-Serie und unterhält über die komplette Länge. Auch wenn „Prevolution“ ein dämlicher Filmtitel ist, sollten Freunde der Serie diesen Film nicht verpassen.

Resturlaub

Ich gestehe: ich kannte Tommy Jauds Roman vorher nicht, habe nicht mal etwas von diesem Mann gehört, geschweige denn gelesen. Und ehrlich gesagt möchte ich diesen Mann und sein Werk nach diesem Film nicht kennenlernen. Mir ist es das erste Mal seit vielen Jahren passiert, dass ich kurz davor stand, den Kinosaal während der Vorstellung zu verlassen.

Eigentlich bringt das Grundgerüst alles mit: die Hauptfigur sieht um sich herum alle Freunde sesshaft werden, spürt den Druck dazu auch auf sich lasten, bricht aus und stellt schlußendlich fest, dass daheim doch alles perfekt war. Jetzt mag man über dieses vermittelte Weltbild denken, was man will, für einen guten Film sollte es wohl reichen.

Doch weit gefehlt: trotz eines sehr sympathischen Maximilian Brückner als Hauptfigur ist der Film eine Aneinanderreihung pubertärer Zoten. Slapstick statt Tiefgang ist die Strategie der Filmemacher, was aber leider nur peinlich-albern rüberkommt. Die Charaktere sind stereotyp, übertrieben und mit alles Gewalt auf „lustig“ getrimmt, da gab es in den „Otto“-Filmen glaubhaftere Figuren. Wenn Humor auf plötzliche Erektionen, (vermeintlich) zerquetschte Tiere und Quakstimmen reduziert wird, muss zumindest mein Gehirn kapitulieren. Das wirklich Schlimme ist aber die Tatsache, dass in einigen Szenen das Potential der Geschichte hervorblitzt.

Doch einige lichte Momente können das Gesamturteil nicht beschönigen: „Resturlaub“ ist pure Zeit- und Geldverschwendung.

Erklärung gesucht

Kann mir einer vernünftig erklären, weshalb die Aufregung über die Schließung einer Internetseite, die (Kino-)Filme ins Internet streamt, so groß ist?

Klar, eine von ganz vielen Quellen ist nun erloschen, jetzt muss die Generation Kostenlos halt woanders die aktuellen Filme ansehen. Das mag die angestammten Gewohnheiten durcheinander bringen, vielleicht war kino.to auch besser bestückt als andere Seiten (was ich mangels Nutzung von kino.to oder einer anderen Seite nicht beurteilen kann). Aber eigentlich sollten die Nutzer, die vor geschlossenen Pforten, ganz ruhig bleiben und einfach auf anderen Angebote ausweichen. Denn offenbar ist schon die Nutzung dieser Dienste rechtlich zumindest umstritten, so dass man als sich outender Nutzer eventuell plötzlich selber ins Visier gerät. Stattdessen ist die Empörung überall groß, auch unter dem eigenen Klarnamen wird bei Facebook dem gern genutzen Dienst nachgetrauert. Hoffen wir für alle Beteiligten, dass sich diese unnötige Aufregung nicht als Eigentor erweist.

Oder aber es findet sich jemand, der mir die Aufregung vernünftig erklärt.

Black Swan

Ich habe vor einiger Zeit versprochen, hier meine Meinung zu „Black Swan“ wiederzugeben. Den Film habe ich vor einiger Zeit im Kino gesehen und er ist – soviel sei vorweggenommen – ein Erlebnis der besonderen Art.

Black Swan

Darren Aronofskys Film ist kein einfacher Film. Die umfassende Handlung des Films ist die Geschichte der Balletttänzerin Nina Sayers, die – ganz platt gesagt – ein zu liebes Mädchen ist und nun etwas überraschend die Chance bekommt, in einer Inszenierung von Tschaikowskys „Schwanensee“ die Hauptrolle zu ergattern. Während die gute Seite – der weiße Schwan – ihr keine Probleme bereitet, ist die Zügellosigkeit des schwarzen Schwans für Nina schwieriger, besonders vor dem Hintergrund, dass ihre Konkurrentin Lily, mit der sie sich anfreundet, genau diesen Part so gut verkörpert. Dieser Film zeigt den Druck, der auf Nina lastet, als stetig steigende Belastung, die sich sowohl in Kratzattacken als auch später in Paranoia und Halluzinationen äußern. Die Beziehung zu ihrer ehrgeizigen und kontrollierenden Mutter Erica spielt ebenso in Ninas Probleme hinein wie ihre unterdrückte Sexualität.

Aronofsky zieht den Zuschauer in ein bildgewaltiges Drama hinein, indem auch für den Zuschauer die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Ninas Halluzinationen verschwimmen. Das ist nicht immer einfach, weil häufig nicht klar ist, wann Ninas Phantasie die Geschichte übernimmt, aber es hat was. Die Wandlung vom weißen zum schwarzen Schwan ist auch durch diese Art der Erzählung nachvollziehbar. Dabei lebt der Film natürlich von der Hauptdarstellerin Natalie Portman, die völlig verdient mit Oscar und Golden Globe für ihre Leistung belohnt wurde.

Genau wie bei Aronofsky vorherigem Film „The Wrestler“ ist es sicherlich von enormen Vorteil, wenn man für die grobe Rahmenhandlung was übrig hat. „Black Swan“ spielt halt in einem Ballett. Wie Wrestling nicht jedermanns Sache ist, so werden viele im Kino sitzen und bei den Ballettszenen „abschalten“. Diese sind für den unwissenden Zuschauer wie mich zwar gut inszeniert und auch nett anzusehen, gewinnen aber sicherlich an Tiefe, wenn man Ahnung von der Ballettszene hat. Wahrscheinlich ist mir da eine Ebene des Films verschlossen geblieben.

Trotzdem ist „Black Swan“ ein empfehlenswerter Film, in dem Aronofsky zielgerichtet die Wandlung seiner Hauptfigur vom weißen zum schwarzen Schwan erzählt. Die Entwicklung mit der Hauptfigur mitzugehen, ist spannend und interessant. Sicherlich ist der Film nicht jedermanns Sache, er ist keine leichte Kost zum Nebenherkonsumieren. Aber wer bereit ist, die Reise durch Ninas Psyche bei der Wandlung zum schwarzen Schwan mitzugehen, wird nicht enttäuscht.

Kokowääh

Wie versprochen gibt es hier einen weiteren Bericht von meinen Kinobesuchen.

Kokowääh

Til Schweiger als etwas abgehalfteter Drehbuchautor, der als Lebemann urplötzlich mit seinem achtjährigen Kind konfrontiert wird, folgt einem seit „Keinohrhasen“ oder „Zweiohrküken“ bekanntem Muster. Locker erzählt der multifunktionale Schweiger (Drehbuch, Regie und Hauptdarsteller) seine Geschichte von der plötzlichen Vaterschaft, den Konflikten mit dem „bisherigen“ Vater und den Weg zu seiner großen Liebe, allerdings versäumt der gescheiterte Hollywood-Star es, seine Geschichte auf ein Genre festzulegen, um ihr Tiefe zu verleihen.

Viele Szenen des Films sind handwerklich gut gemacht, aber Schweiger schwankt zwischen Drama, Romanze, bissiger Komödie und peinlichem Slapstick hin und her und bedient damit letztlich kein Genre ausreichend. So gibt es zwar einige nette Dialoge zum Schmunzeln, aber so wirklich lustige Szenen gibt es kaum. An anderer Stelle liefern sich die Väter Dialoge, die gut und gern Teil eines Drama sein könnten, um augenblicklich die Spannung durch aufgesetze Sprüche oder Slapstick aus der Szene zu nehmen. Das ganze ist freilich nett anzuschauen, aber leider auch inhaltlich sehr stark überzeichnet. Nicht wenige Handlungen der Figuren wirken unglaubwürdig und aufgesetzt, bloß um die im Grunde schon tausendfach erzählte Geschichte voranzutreiben.

Sicherlich lebt der Film von der jungen Hauptdarstellerin, „rein zufällig“ die Tochter von Herrn Schweiger, die durchaus zu überzeugen weiß.. Ähnlich wie Will Smith in Hollywood versucht Schweiger offenbar schon frühzeitig das Feld für seine Kinder zu bereiten und so das Familieneinkommen auf Jahrzehnte zu sichern. Aber Emma Schweiger allein macht aus einem durchschnittlichen Film kein Meisterwerk.

Kokowääh“ ist kein völlig schlechter Film, aber im Grunde dümpelt er so vor sich hin, ohne besondere Begeisterung hervorzurufen. Geld würde ich nicht noch einmal dafür ausgeben.

Morgenlatte?!

In den letzten Wochen war ich mehrfach im Kino und möchte euch die geschauten Filme vorstellen. Den Anfang macht..

Morning Glory

Englisches Plakat

Englisches Plakat

Frühstücksfernsehen. Darum geht es in dieser leichten Komödie mit Harrison Ford als besondere Attraktion. Eine junge Producerin names Becky Fuller (Rachel McAdams) bekommt die Chance, die heruntergekommene Frühstücksfernsehenshow „Daybreak“ auf Vordermann zu bringen. Helfen soll ihr dabei die seriöse Reporterlegende Mike Pomeroy (Harrison Ford), der aber nur auf Grund vertraglicher Verpflichtungen sich zu dieser Sendung herabläßt und dies sowohl Becky als auch seine Co-Moderatorin Colleen Peck (Diane Keaton) spüren läßt. Parallel dazu verliebt sich Becky natürlich noch in einen Kollegen..

Morning Glory“ ist eine locker-leichte Komödie, die ohne große Tiefen den Zuschauer ordentlich unterhält. Vieles bleibt oberflächlich, die Liebesgeschichte von Becky läuft ohne Sinn und Verstand, besonders aber ohne die zu erwartende Dramatik nebenher, die eigentliche Geschichte ist relativ vorhersehbar. Natürlich überspitzt „Morning Glory“ viele Mechanismen der Medienbranche und kritisiert auch derart, doch ist dies alles bemüht und relativ harmlos. Zur Ehrenrettung muss man allerdings in dieser Hinsicht einschränken, dass man von einem Hollywood-Blockbuster (der Morning Glory ja werden sollte) nicht erwarten darf, seine eigene Schwesterbranche allzu hart zu attackieren.

Trotz vieler Kritikpunkte fühlte ich mich gut unterhalten, da ich mit der richtigen Erwartungshaltung in den Film gegangen bin. Wer eine handwerklich gut gemachte US-Komödie ohne allzu großen Tiefgang sucht, wird mit „Morning Glory“ durchaus zufrieden sein.

Übrigens weiß ich nicht, wieso der Film „Morgenlatte“ (im Englischen umgangssprachlich Morning Glory) heißt. Ganz im Gegensatz zu diesem englischen Wortspiel ist der Film auch hinsichtlich der moralischen Aspekte weitesgehend jugendfrei.