Gestern Abend habe ich mir den Boxkampf zwischen Marco Huck und Alexander Powetkin angeschaut. Und ich muss sagen, der Unterhaltungswert war groß.
Natürlich haben die beiden Herren keinen ästhetischen, technisch hochwertigen Boxkampf abgeliefert, dafür sind beide zu verschieden in Stil und Ausbildung. Aber hatte man vor dem Kampf Herrn Huck nur wenig Hoffnung gegen den versierteren Boxer Powetkin machen können, so hat der Neu-Deutsche durch Einsatz und Kampfgeist seine technische Unterlegenheit wettgemacht.
Dass am Ende ein knapper Punktsieg für den Russen Powetkin stand, geht in Ordnung. Ab der Runde vier waren die Kämpfer gleichwertig, da wechselten die Runden gleichermaßen ihren Sieger. Mal war Hucks ungestürme Art gegen die sinkende Kondition des Russen überlegen, mal blitze dessen technische und taktische Überlegenheit auf. Nähme man also die Runden vier bis zwölf, könnte Huck mit 5:4 Runden vorn liegen, aber der deutsche Boxer verschlief die ersten drei Durchgänge. Vielleicht lag es auch daran, dass in den ersten drei Runden Powetkin noch keine Konditionsprobleme hatte, aber zum Start des Kampfes war der amtierende Weltmeister einfach besser, so dass unterm Strich der knappe Punktsieg wohl die richtige Entscheidung ist.
Ein wenig ärgerlich für Herrn Huck dürfte die Leistung des Ringrichters gewesen sein. Herr Powetkin entkam so mancher Serie durch Klammern und Wegducken samt Untenbleiben, was zum einen für viele Unterbrechungen sorgte und auch regeltechnisch grenzfertig ist. Man sollte aber auch nicht vergessen, dass Herr Huck die Gelegenheit nicht selten wahrnahm und gegen die Regeln von hinten an den Kopf schlug oder den geduckten Gegner runterdrückte. Gegen all diese Unarten unternahm der Ringrichter nichts. Was mit einem besseren Mann im Ring passiert wird, kann man nur spekulieren.
Wie es für beide Boxer weitergeht, wird spannend. Nachdem Herr Huck seinen Kritikern bewiesen hat, dass er auch im Schwergewicht mithalten kann, steht er vor der Frage, ob er seinen Cruisergewichttitel weiter verteidigen möchte oder sich auf weitere Kämpfe im Schwergewicht vorbereitet. Natürlich steht nach so einem Kampf die Frage nach dem Rückkampf im Raum, für den Herr Powetkin nur zwischenzeitlich einen Pflichtherausforderer besiegen muss. Danach wäre es sicherlich für beide Karrieren sinnvoll, einen Rückkampf durchzuführen. Dabei muss Herrn Huck nur klar sein, dass sein Gegner dann besser vorbereitet sein und seine boxerische Überlegenheit besser ausspielen wird. Gestern konnte Huck überraschen, beim nächsten Mal wird es schwerer.
Und danach stehen irgendwo die Herren Klitschko im Raum. Auch wenn ich gestern nicht gesehen habe, wie einer der beiden Boxer gegen Vitali oder Wladimir Klitschko bestehen möchte. Dazu haben beide Boxer Schwächen gezeigt, die von den ukrainischen Brüdern gnadenlos ausgenutzt würden.
Das große Problem des Schwergewichtsboxen ist halt, dass es auf höchster Ebene langweilig ist. Da ändert auch ein unterhaltsamer Kampf nichts.