Heimnachteil

Die Hälfte der ersten achtzehn Bundesligapartien wurde vom Gast gewonnen.

Es scheint ein Problem zu sein, vor eigenem Publikum antreten zu müssen. Zumindest suggerieren dies die ersten beiden Spieltage der Bundesliga. Es ist schon bezeichnend, dass Top-Mannschaften wie Dortmund, Schalke, Stuttgart, Wolfsburg oder Leverkusen ihre Heimpremieren nicht erfolgreich gestalten konnten. Mag man Mannschaften wie Köln, Freiburg oder St. Pauli zubilligen, dass sie schlicht nicht stark genug sind, um ihren Heimvorteil in messbare Erfolge zu verwandeln, so greift diese Argumentation bei den prominten Heimverlierern nicht.

Fakt ist, dass die genannten Teams mit großen Ambitionen in die Saison gestartet sind. Bis auf Wolfsburg sind die Verlierer im Europapokal vertreten, alle wollen dies idealerweise im nächsten Jahr wieder sein. Idealerweise möchte man die letztjährige Platzierung noch verbessern, mindestens aber soll das erreichte wiederholt werden. Vielleicht ist der damit verbundene Erwartungsdruck für einige Mannschaften zu groß.

Gesteigert werden die hohen Erwartungen der Fans durch spektakuläre und teure Transfers. Michael Ballack, Diego oder Raul sind nicht nur hochklassige Spieler, ihre Verpflichtung unterstreicht die Ambitionen ihrer jeweiligen Teams, in dieser Saison eine gewichtige Rolle im vorderen Tabellenbereich zu spielen. Diese Verpflichtungen verpflichten aber auch die Teams und ihre Trainer: die Fans wollen auch einen den Namen entsprechenden Fußball sehen. Am Beispiel der Schalker sieht man auch, dass die Erwartungen nach einer hochriskanten Transferpolitik derart hoch sind, dass die Nichterfüllung dieser Wünsche sofort in lautstark geäußerten Unmut gipfelt. Dass dieser eine labile Mannschaft noch mehr verunsichert, startet einen Teufelskreislauf.

Dazu kommt das Leid vieler erfolgreicher Teams: viele Spieler mußten bei der Weltmeisterschaft mitkicken, entsprechend wenig Vorbereitungszeit hatte die gesamte Mannschaft, ihre Taktiken einzustudieren. Dagegen stehen dann plötzlich hochmotivierte Teams wie Kaiserslautern oder St. Pauli, die über sechs bis acht Wochen in ihrer Bestbesetzung Spielzüge trainiert und nun heiß darauf sind, ihre Vorbereitung in Erfolge umzumünzen. Da kommt man als vermeintlicher Favorit auch mal unter die Räder.

Ich würde nicht von einem Heimkomplex in der Bundesliga sprechen wollen, doch offenbar scheinen viele gute Mannschaften dem Erwartungsdruck nicht gewachsen zu sein, den das eigenen Publikum zu Recht hat. Vielleicht sind sie aber auch einfach (noch) nicht in der Lage, die geforderte Leistung zu bringen. Spannend macht es die Bundesliga allemal.

Weniger spannend waren meine Tipps, da sie nur zwei richtige Tendenzen einbrachten.

Ergebnis 2. Spieltag: 2 Punkte

Vorjahresergebnisse: 3 / 3 / 2 / 4 (2009 / 2008 / 2007 / 2006)

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