Der Hellseher: Bundesliga 2019/20 – Wiederaufnahme

Tja, was soll man sagen? Es darf wieder gekickt werden, wenn auch unter vermeintlich strengen Auflagen und ohne Zuschauer.

Ist das eine gute Idee? Ich bin darüber zwiegespalten.

Sicherlich gibt es in unserem Land momentan einige Branchen, deren „Neustart“ höhere Priorität genießen sollte. Zwar kommen nun langsam die Gastronomie und die körpernahen Dienstleistungen wieder an die Arbeit, aber diese vielen, häufig auch kleinen Betriebe brauchen aktuell viel Aufmerksamkeit, damit die langfristigen Schäden durch Insolvenzen so gering wie möglich bleiben. Und als Vater von drei Kindern möchte ich betonen, dass ich mir wünschen würde, dass es für Kitas und Schulen auch ein paar gute Ideen gäbe, denn die heimische Betreuung und Beschulung ist auf Dauer auch nicht unbedingt eine Lösung.

Vor dem Hintergrund solch drängender und viele Menschen betreffender Probleme sieht es absurd aus, wenn ausgerechnet der Profifußball wieder an die Arbeit kommt, insbesondere im Angesicht der Tatsache, dass für Freizeit- und Breitensport weiterhin Einschränkungen gelten, die im Widerspruch zu den Profimaßnahmen stehen. Das sieht stark nach falschen Prioritäten und viel Lobbyarbeit der DFL aus.

Andererseits aber ist Profifußball ein sehr schön abzugrenzender Bereich. Wir reden über 36 Vereine und Spielorte, so dass ein Gesamtkonzept der DFL auch direkt alle individuellen Voraussetzungen der Clubs berücksichtigen kann. Im Gegensatz zur Gastronomie, Schulen oder Kitas braucht es keinen allgemeingültigen Ansatz, mit dem man alle irgendwie messen muss, sondern man kann den Behörden ein konkreten Plan mit allen Details vorliegen, der genau aufzeigt, wie in Stuttgart die Abstände eingehalten werden können und wie dieselbe Aufgabenstellung in Bremen gelöst wird. Wenn sich also die DFL und die Vereine die Mühe machen, dieses Konzept auszuarbeiten, sollte man diese Branche doch nicht hinten anstellen, nur weil andere Bereiche wichtiger erscheinen.

Auch der Profifußball hat ein berechtigtes Interesse, wieder an die Arbeit zu gehen. Schließlich stehen neben den Jobs von kickenden Millionären auch die Arbeitsplätze von tausenden Mitarbeitern normaler Gehaltsstufen auf dem Spiel. Es ist ja niemandem geholfen, wenn Schalke 04 pleite geht und dutzende Menschen auf der Straße stehen, nur weil andere Branchen wichtiger erscheinen.

Von daher bleibt bei mir zwar auch ein ungutes Gefühl beim Neustart der Bundesliga, aber ich kann ihn nachvollziehen. Offensichtlich bleiben auch viele Fragen offen, insbesondere, nachdem Dynamo Dresden auf Grund positiver COVID-19-Tests nun gleich die ersten beiden Spieltage verpasst. Was passiert wohl, wenn noch zwei oder drei weitere Mannschaften so temporär aus dem Spielbetrieb genommen werden?

Dennoch: lasset die Spiele beginnen, vielleicht ist es ja zu irgendwas gut.

Meine Tipps gelten weiterhin.

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