Alles Wurst

Glaubt man einigen Quellen im Internet, so bedeutet der Sieg eines österreichischen Travestiekünstlers bei einem europäischen Sangeswettbewerb mehr für unsere Gesellschaft als das Frauenwahlrecht und die Abschaffung der Todesstrafe zusammen.

Dabei sollte man die Sache ganz nüchtern sehen: wenn zwei Dutzend Sänger mit mittelmäßigen Liedern um die Gunst des Publikums wetteifern, so gewinnt zumeist derjenige, der durch seine Darbietung am besten in Erinnerung bleiben konnte. Diese Darbietung muss nicht zwangsläufig irgendeinen Zusammenhang mit dem vorgetragenen Lied haben. Und eine Frau mit Bart wie die Kunstfigur Conchita Wurst ist auch im Jahr 2014 noch eine außergewöhnliche Erscheinung, die ungeachtet der sängerischen Qualitäten in Erinnerung bleibt.

Oder wie ich es gestern bei Twitter formuliert habe:

Alles kommt wieder: Frauen mit Bart waren vor 150 Jahren DIE Attraktion im Wanderzirkus. Dieselbe Faszination zieht offenbar heute noch.

Wer mehr in diesen Sieg interpretiert, überschätzt die Situation ungemein. Zudem weiß ich nicht, ob die Interpretation dieses Ergebnis als Meilenstein in der Bewegung für die Rechte Homosexueller nicht das eigentliche Anliegen enorm trivialisiert.

Im Grunde ist es doch eh Wurst – so oder so.

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