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Der Fall des Contador

Von machen Überraschungen muss man sich erst erholen, bevor man darüber schreibt.

Alberto Contador, der diesjährige Sieger der Tour de France, ist des Dopings überführt worden. Eine seiner A- und B-Probe während der Tour enthielten ein Steroid. Dieser Fall ist aus mehreren Betrachungsweisen höchst spannend.

Da ist zum einen die Frage der Konsequenzen. Offenbar soll Herr Contador weder seinen Titel verlieren noch eine längere Sperre, die seine Karriere negativ beeinflußen könnte, erhalten. Floyd Landis, Gegenstand des ersten Beitrags hier, wird sich insofern ärgern, als dass sein Dopingvergehen ihn im Nachgang den Siegertitel kostete, das faktische Ende der Karriere mal links liegen gelassen. Vielleicht ist dies die Konsequenz aus der Tatsache, dass der Radsportverband nun selbst die Dopingkontrollen durchführt. Skandale kann man dabei nicht gebrauchen, aber hin und wieder mal ein Häppchen für die Kritiker bereithalten, schadet ja auch nicht. Irgendwo habe ich sogar gelesen, dass es sogar Gespräche zwischen Radsportverband und Contador gab, von einer Bekanntgabe abzusehen. Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass Herr Contador wohl weitesgehend ohne Konsequenzen für sein Dopingvergehen seine Karriere fortsetzen kann.

Vielleicht hängt das auch pro forma mit dem zweiten Punkt meiner Verwunderung zusammen. Wie viel zu viele Dopingsünder zuvor hat auch Herr Contador als Schutzbehauptung vorgebracht, dieses Mittel sei ihm unbewußt über verunreinigte Nahrung zugeführt worden. Lassen wir das kurz sacken, um dann mal etwas festzustellen. Jeder Profisportler weiß um die Problematik des Doping, auch das gesamte Umfeld in einem gewerblichen Radsportlager sollte sorgsam darauf achten, dass der Radsportler nur solche Dinge ißt und aufgetragen bekommt, die keine Substanzen von der Liste der Dopingmittel enthalten. Und gerade während der Tour de France wäre es ja geradezu fatal, würde Herr Contador unkontrolliert irgendwelche verunreinigten Lebensmittel zu sich nehmen. In der Winterpause, in der er fernab von allen Zwängen und Betreuer ist, hätte ich ja noch ein gewisses Verständnis für die Theorie von der unbeachtigten Zufuhr des Dopingstoffs, aber während des wichtigsten Radrennen der Welt ist diese Aussage höchst unglaubwürdig. Ich fange mal lieber nicht mit dem Zahnpastavergleich an..

Und als letzten Aspekt darf man einfach feststellen, dass der Radsport auch zwölf Jahre nach der Festina-Affäre immer noch (oder schon wieder) ein ganz schlimmes Doping- und damit auch ein Imageproblem hat. Das finde ich persönlich besonders schade, da ich als Zuschauer diesen Sport eigentlich immer unterhaltsam und spannend fand. Und ich hatte die Hoffnung, dass es eine Zeit nach Erik Zabel, Lance Armstrong, Jan Ullrich oder Marco Pantani geben würde, in der Sportler aus eigener Kraft die Berge mit dem Rad bezwingen. Ich bin halt ein Träumer – manchmal.

So ein Pech

Da beginnt morgen mit der Tour de France das alljährliche Promotionsrennen für internationale Pharmaunternehmen, doch die große Dopingschlagzeile liefert überraschenderweise nicht der Radsport, sondern das Eischnelllaufen.

Deutschlands Vorzeigeathletin Claudia Pechstein ist des Blutdopings überführt verdächtig und für zwei Jahre gesperrt worden. Offenbar wollen Frau Pechsteins Anwälte noch gegen die Ergebnisse bzw. die Sperre vorgehen, doch der Schaden ist angerichtet.

Wie auch im Fall der Reiterin Isabell Werth, deren Pferd (platt geschrieben) gedopt war, zerbricht hier eine jahrzehntelange Vorzeigekarriere. Alles, was Pechstein und Werth im Laufe ihrer Karrieren erreicht haben, steht nun unter dem Verdacht, nur durch illegale Methoden möglich gewesen zu sein. Kein Rekord, keine Medaille ist nunmehr ohne Zweifel, über allen Leistungen liegt der Schatten des Dopings.

Ich denke mal, dass der Fall Pechstein nur der Auftakt sein wird für einige Wochen voller Dopingmeldungen.

Spitzen-Spritze

Spiegel Online betitelt heute einem Artikel über den Spitzenreiter der Tour de France "Die einsame Spitze". Wenn man darüber nachdenkt und die sehr konkreten Dopingverdächtigungen gegen Herrn Rasmussen hinzunimmt, sollte der Artikel wohl besser "Die einsame Spritze" heißen.

Dieser Kalauer erinnert mich an diesen Fall.

Von der Wirklichkeit eingeholt

Eigentlich wollte ich heute folgenden Beitrag veröffentlichen (Verlinkungen wollte ich noch suchen..), doch die Wirklichkeit hat nicht nur Herrn Winokurow, sondern auch mich eingeholt.

Drei Einwürfe zur aktuellen Situation bei der Tour de France:

1. Nachdem er vorgestern viel Zeit verloren hatte, gewann der Kasache Alexander Winokurow gestern mit einem Husarenritt eine schwierige Bergetappe. Bin ich eigentlich der einzige, der sich ganz übel an Floyd Landis erinnert fühlt, dem ähnliches im letzten Jahr gelang?

2. Nicht nur, dass der führende Radfahrer der Tour offenbar viermal seinen Aufenthaltsort nicht bekannt gab und nur auf Grund von Formalitäten überhaupt noch mitfahren darf, nein, auch der Zweitplazierte (und bester Jungprofi) scheint schon eine fragwürdige Karriere zu haben.

3. Warum auch immer, die ARD rudert zurück und berichtet wieder von der Tour de France. Konsequente Inkonsequenz.

Sinkewitz´ Sündenfall und seine Folgen

Nun ist es also passiert. Mit Patrick Sinkewitz ist nun der erste Teilnehmer der Tour de France mit einer positiven A-Probe erwischt worden. Okay, der Test war einen Monat vor der Frankreich-Rundfahrt, das ändert aber nichts am Gesamtbild. Dass der Fahrer ausgerechnet beim (zumindest nach außen) am meisten gegen Doping engagierten T-Mobile-Team fährt, ist wahrscheinlich nur eine ironische Pointe..

ARD und ZDF reagieren ganz empört und brechen ihre Übertragung der größten Radsport-Veranstaltung ab, zumindest solange, bis die Vorwürfe entkräftet sind. Auch T-Mobile, unter dem Namen "Telekom" schon lange Sponsor des betroffenen Teams, erwägt einen Ausstieg aus der Radsport-Unterstützung.

Moment mal..

Weder der Festina-Skandal 1998 noch die letztjährige Fuentes-Affäre, in die mit Jan Ullrich immerhin Deutschlands Vorzeige-Radfahrer beteiligt war, haben die Fernsehsender oder den Sponsor zweifeln lassen. Mutig hat man weitergemacht, wohlwissend, dass alle Experten weiterhin von einem "unsauberen" Sport ausgehen. Jetzt soll also der Sündenfall eines völlig unbedeutenden, bestenfalls zweitklassigen Radsportlers ein derartiges Erdbeben auslösen? Da stimmt doch was nicht. Das ist doch so, als würde der Dopingfall einer ungarischen Speerwerferin dafür sorgen, dass Olympia nicht mehr im Fernsehen gezeigt wird und Coca-Cola aus dem Sponsoring aussteigt. Da passen doch sämtliche Relationen nicht! Auch wenn man jetzt vom Tropfen reden möchte, der ein Fass zum Überlaufen gebracht habe, so möge man sich bitte vor Augen halten, dass das Fass unter einem Wasserfall stand. Es hätte jedem klar sein müssen, dass der Radsport von weiteren Dopingfällen heimgesucht würde.

Man hätte die genannten Konsequenzen ziehen müssen, als Aldag und Zabel ihre Kuschel-Geständnisse abgegeben haben. Die konsequenzlose Dopingbeichte der beiden Ex-Doping-Gegner war sicherlich in alle Richtungen das falsche Zeichen, sowohl für den Nachwuchs wie Sinkewitz als auch für die Zuschauer. Damit hat man doch eigentlich dokumentiert, dass man bereit ist, Doping im Radsport hinzunehmen. Eine heftige Überreaktion wie Übertragungsunterbrechung oder Ende der finanziellen Unterstützung hilft eigentlich niemanden.

Jung & Alt bei der Tour de France

Zwei bemerkenswerte Dinge zu zum Thema "Tour de France" / "Radsport" fallen mir ein, nämlich etwas über einen jungen Radfahrer und über einen alten ehemaligen Radsporthelden.

1. Seit gestern fährt mit Linus Gerdemann ein junger Deutscher im Trikot des Führenden der Tour de France. Hoffentlich sind die Lobes- und Freudeshymnen der deutschen Presse auf den "jungen, sauberen" Fahrer nicht verfrüht und unberechtigt.

2. Erik Zabel soll eines seiner vielen Grünen Trikots (bester Sprinter bei der Tour de France) auf Grund seines Kuschel-Dopinggeständnis aberkannt werden. Da wundert es nicht, dass er selbst Amnestie für geständige Dopingsünder fordert. Im Grunde hat er Recht, denn offenbar müßte man bei konsequenter Aberkennung von Erfolgen bei gestandenem Doping einiges an Radsporthistorie umschreiben.

Nur so als Einwurf von mir..

Von Ullrich nichts Neues

Die Tour de France läuft, folglich kann auch Jan Ullrich sich mal wieder öffentlich äußern. Schade nur, dass er über Angriffe auf seine kalkuliert geständigen Ex-Teamkameraden Aldag und Zabel nicht hinauskommt. Größe ist was anderes..

Doping-Rundfahrt startet heute

Heute beginnt die Tour de France. Sie beginnt in London, das nicht wirklich zu Frankreich gehört, aber egal..

Dass am Start auch wieder eine große Zahl von Fahrern ist, die nicht ganz sauber fahren, sollte nach den Geständnissen der letzten Monate klar sein. Ich tippe ja darauf, dass die Mehrzahl der Fahrer auch dieses Jahr wieder zu diversen Medikamenten greifen wird, um durch Frankreich zu kommen. Vielleicht ist dies ja die letzte Frankreich-Rundfahrt, die ein derartiges Medieninteresse hervorruft. Denn ein weiterer Dopingskandal könnte der Todesstoß für den momentanen Profi-Radsport sein..

Ich rieche eine Verschwörung

Irgendwie mußte das ja kommen: Floyd Landis, überführter Doping-Sieger der Tour de France 2006, mangelt es zwar an Phantasie, den erhöhten Testosteron-Wert in seinem Urin nachvollziehbar zu erklären, aber nicht an Aggressivität. Nun also soll es eine Verschwörung gegen ihn geben, auch wenn der gute Mann leider nicht weiß, wer oder was ihm schaden will (Spiegel Online).

Freilich ist er nicht der erste Sportler, der derartiges vermutet. Legendär lächerlich ist uns noch Dieter Baumanns Zahnpasta-Doping in Erinnerung. Glaubhaft wirkt das ganze natürlich nicht, vor einer Strafe schützt es (hoffentlich) auch nicht.