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Pranger durch Polizistin?!

Liebe Ariane Friedrich,

ich habe heute gelesen, dass Sie den Klarnamen eines Mannes im Internet verbreitet haben, der Sie nach Ihrer Aussage sexuell belästigt hat. Keinesfalls möchte ich die mögliche Tat verharmlosen oder zynisch wirken, doch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass Sie als B-Promi gerade in der heutigen Zeit damit rechnen müssen, dass es Menschen gibt, die Ihnen über das normale Maß hinaus Bewunderung und Gefühle entgegen bringen. Leider, davon werden Ihnen Ihre Kollegen aus beliebteren Sportarten berichten können, gibt es dabei Menschen, die dabei Störungen entwickeln und ein Verhalten an den Tag legen, dass unter die Straftaten „Belästigung“ oder „Stalking“ fallen.

Nun muss man hinzufügen, dass Sie nicht nur eine ganz passable Hochspringerin sind, sondern auch im Polizeidienst arbeiten. Sie sollten eigentlich den Weg kennen, wie man mit derartigen Vorfällen richtig umgeht. Eine Strafanzeige zu stellen sollte Ihnen auch nicht zu schwer fallen, so dass Sie nicht sagen können, Sie hätten es nicht besser gewußt. Dennoch haben Sie den Weg der Öffentlichkeit gewählt. Sie haben den Namen des Mannes veröffentlicht und ihn so an einen Pranger gestellt – ohne Verurteilung, ohne Beweise. Sie haben das Recht in die eigene Hand genommen, obwohl Sie wissen sollten, dass dies der falsche Weg ist.

Liebe Ariane Friedrich, unsere Demokratie lebt davon, dass es eine Instanz gibt, die Recht spricht. Stellen Sie sich vor, vor einigen Wochen hätte der Mob in Emden es geschafft, das Recht in die Hand zu nehmen und einen jungen Mann auf Grund einer schlimmen Anschuldigung, die sich im Nachhinein als falsch erwies, getötet. Wir alle hätten uns in den wilden Westen versetzt gefühlt, ins Mittelalter oder in die Steinzeit. In unserer Gesellschaft spricht ein Gericht Recht und entscheidet, ob und in welcher Höhe eine Strafe zu verhängen ist. Eigentlich sollten Sie diese Gewaltenteilung im Schlaf herunterbeten können, denn Sie sind als Polizisten Teil dieses wunderbaren Systems. Dass gerade Sie dieses System aushöhlen, in dem Sie am deutschen Recht vorbei jemanden öffentlich einer Straftat bezichtigen, ist für mich schockierend, auch wenn Ihre Gewerkschaft und viele Innenminister in unserem Land ähnlich undemokratische Anwandlungen haben. Ich hoffe wirklich, dass durch Ihre öffentliche „Maßnahme“ niemand zu Schaden kommt.

Ich wiederhole mich gerne, wenn ich schreibe, dass ich in keinster Weise gutheiße, was Ihnen Ihrer Aussage nach wiederfahren ist. Allerdings kann ich es nicht gutheißen, dass Sie das Recht in Ihre Hand nehmen und Menschen öffentlich anprangern. Das ist zum einen aus der Sicht verwerflich, als dass Sie als B-Promi sehr viel Aufmerksamkeit auf sich und damit auf den Beschuldigten ziehen. Zum anderen finde ich es erschreckend, dass Sie als (angehende) Kommisarin das deutsche Recht derart mißachten.

Meine Hoffnung ist, dass Sie, liebe Ariane Friedrich, sich in einigen ruhigen Stunden diesen vielleicht etwas unbedachten und der augenblicklichen Wut entsprungenen Beitrag noch einmal überdenken. Vielleicht haben Sie ja ein Einsehen und die Größe einzuräumen, dass bei aller berechtigten Wut, Angst und Ohnmacht dieser Weg der falsche war. Und wenn Sie für dieses Einsehen dieselbe Öffentlichkeit wählen wie bei der Anprangerung Ihres vermeintlichen Stalkers, könnten Sie sicherlich einen guten Teil der momentan auf Sie einprasselnden, berechtigten Kritik verstummen lassen. Leider lässt Ihr letztes Facebook-Posting diese Einsicht noch vermissen..

Freundlichst,
Ihr Marcus

Abenteuerlich

Bin ich eigentlich der einzige Mensch, dem die aktuelle Geschichte um das Zwickauer Gaunertrio sehr abenteuerlich vorkommen?

Da sollen die beiden Herren und die zugehörige Dame seit über zehn Jahren Banken ausgeraubt, diverse Morde an unterschiedlichsten Menschen mit Migrationshintergrund in der ganzen Republik verübt sowie eine Polizistin getötet haben. Dazu kommen noch die Mutmaßungen, dass die beiden toten Männer und ihre Partnerin für weitere ungeklärte Taten verantwortlich sein könnten. Das ist ja eine ganz schöne Menge an Verbrechen, mit denen die Drei schon in relativ jungen Jahren (Anfang 20) angefangen haben sollen. Und irgendwie sind die Verbrecher den Behörden nicht nur entkommen, sondern sie waren vielmehr nicht einmal Ziel der Ermittlungen. Das hört sich für mich recht unglaublich an.

In diesen Tagen glaube ich manchmal, dass alle ungeklärten Verbrechen momentan diesem Trio angelastet werden. Es wäre ja geradezu der Stoff für Romane, wären die drei Menschen an allen schlimmen Taten der letzten zehn Jahren beteiligt. Wenn man im selben Moment überlegt, dass die staatlichen Überwachungsmethoden seither enorm ausgebaut wurden, muss man entweder von höchster Unglaubwürdigkeit hinsichtlich der Tatvorwürfe oder von größter Schlamperei bei den Ermittlungsbehörden sprechen. Es scheint mir ja fast unmöglich, dass drei Einzelpersonen, egal ob mit oder ohne weitere Helfer, eine solche Verbrechensserie inklusive eines Polizistenmords* hinlegen, ohne in Verdacht zu geraten und ohne Spuren zu hinterlassen.

Irgendwie ist das alles sehr abenteuerlich und im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich.

* Ich betone den Polizistenmord deswegen gesondert, weil ich durchaus glaube, dass unsere Behörden sehr differenziert ermitteln. Ohne dass ich diese These untermauern kann, behaupte ich aus dem Bauch heraus, dass in Fällen von Kollegenmord eine deutlich höhere Priorisierung vorgenommen wird als bei „normalen“ Menschen. Das soll zwar nicht so sein, ist aber nachvollziehbar und verständlich.

Brauchen wir die Stasi wieder?

Vorhin habe ich im Radio einen Polizeibeamten gehört, der von der Klärung eines Verbrechens in Zella-Mehlis berichtete. Dort wurde ein siebenjähriges Mädchen offenbar von einem 37-jährigen Bekannten der Familie getötet. Es gab neben dem inzwischen scheinbar obligatorischen Massengentest auch hunderte von Hinweisen aus der Bevölkerung.

„Die Spur 130 führte zum Täter“, erläuterte der Beamte. Um dann nachzuschieben, was die heiße Spur war: Nachbarn hatten den vermeintlichen Täter auf dem Balkon gesehen, wie er Kindern beim Spielen zuschaute.

Ich bin schon etwas erschrocken, dass solch triviale Tätigkeiten schon derart verdächtig machen, dass die Polizei solchen Nachbarschaftsspitzeleien nachgeht. Wenn das Beobachten von spielenden Kindern schon zur Einstufung als potentieller Schwerverbrecher führt, was passiert dann bei wirklich verdächtigem Verhalten?

Denkt man dieses Vorgehen weiter, sollten wir präventiv die Stasi wieder aufleben lassen, um derartige Verbrechen zukünftig zu verhindern. Hätten die geschwätzigen Nachbarn den späteren Täter schon eher bei den Sicherheitsbehörden verpfiffen, hätten diese ihn vorsorglich aus dem Verkehr ziehen können oder ihn weiter beobachten lassen. Und wer weiß, ob es in einem Staat voller (nachbarschaftlicher) Beobachtung überhaupt zu einem solchen Verbrechen gekommen wäre?

Bitte verratet diesen Gedanken nicht an unsere Regierung. Sie könnte ihn gut finden.

Schokolade und Socken

Am 2. Oktober haben unbekannte Täter die Seitenscheibe meines Autos zertrümmert und den unter dem Beifahrersitz liegenden Verbandskasten sowie eine Tasche mit einer Tafel Schokolade und einem Paar Socken entwendet. Sechs auf dem Rücksitz befindliche Bierflaschen blieben dagegen unangetastet. Die gestohlenen Gegenstände dürften einen Wert von ca. 25 Euro gehabt haben, der Sachschaden betrug satte 290 Euro.

Ich habe am selben Abend natürlich Anzeige erstattet, wobei der diensthabende Beamte nur kurz einen Blick auf meine zerstörte Scheibe warf. Eine Streife, so hatte man mir am Telefon gesagt, würde zu lange zum Tatort brauchen, da könnte ich besser direkt zur Polizei fahren. Naja, ratet mal, wer gerade zurück zur Polizeistation kam, während ich dort wartete. Dass dann noch das Computersystem gewartet wurde und ich kein Aktenzeichen für die Versicherung mitnehmen konnte, krönte dann den Abend, an dessem Ende ich dann deutlich zuviel Alkohol konsumierte.

Naja, im Laufe der Woche bekam ich mein Aktenzeichen, der Schaden wurde behoben und auch reguliert.

Heute bekam ich dann Post von der Staatsanwaltschaft. Das Verfahren wegen eine besonders schweren Fall von Diebstahl sei eingestellt. Man habe keinen Täter ermitteln können und sehe auch keine Erfolgsaussichten für weitere Versuche in diese Richtung. Lustigerweise war das Datum der Anzeige der auf die Tat folgende Montag, als wohl irgendeine Hilfskraft die aufgeschlagenen Daten vom Wochenende ins dann funktionierende System eingetragen hat. Es hätte ja wichtig sein können, wann ich die Anzeige gestellt habe. Egal, unterm Strich bleibt, dass die Schergen davon gekommen sind – mit meinem Verbandskasten und der Schokolade.

Ich bin drauf und dran, mal nachzufragen, welche Maßnahmen unsere Freunde und Helfern überhaupt ergriffen haben, um diese Bösewichte dingfest zu machen. Ich würde Geld darauf setzen, dass man nichts gemacht hat.