Griechenland und Bananen

Nachdem die Bundeskanzlerin CDU-Vorsitzende es durch Passivität nicht verhindern konnte, das leidige Thema "Griechenland-Hilfe" nun doch vor der NRW-Wahl bearbeiten zu müssen, darf man sich ja mal Gedanken um die Vergangenheit machen.

Ich finde es äußerst spannend, dass es überhaupt soweit kommen konnte. Wenn man mal darüber nachdenkt, dass in den letzten Jahrzehnten vielerlei Kompetenzen aus den Mitgliedsländern nach Europa transferiert, finde ich es schwer nachvollziehbar, dass ein so wichtiges Projekt wie eine gemeinsame Währung durch schlechtes Haushalten in Einzelländern gefährdet werden kann.

Ins tägliche Leben des Bürgers greift die EU in vielerlei Hinsicht ein. Selbst so enorm wichtige Fragen wie der ordnungsgemäße Krümmungsgrad einer Banane bekommen deutsche Bürger aus Brüssel vorgeschrieben. Da frage ich mich ernsthaft, wie es sein kann, dass Griechenland über Jahre hinweg falsche Zahlen und Bilanzen vermelden konnte und durfte. Sicherlich sind die Themen "Währungsunion" und "Europäische Union" zwei juristisch verschiedene Paar Schuhe, doch berühren sie sich und sind doch irgendwie untrennbar miteinander verwoben.

Die Stabilität des Euros war ja in der Vergangenheit immer wieder Thema, wenn es um die Staatsverschuldung ging. Riss man die Defizitlatte, durfte das entsprechende Land auch noch zahlen. Es erscheint zwar irrsinnig, jemandem, der schon Probleme mit Schulden hat, noch zu weiteren Zahlungen zu verdonnern, aber offenbar ist dies das einzige Instrument auf europäischer Ebene. Und dann wundert es nicht, dass sich Ländern wie Griechenland von internationalen Großbanken kleinrechnen lassen. Dass dieselben Großbanken nun gegen Griechenland auf den internationalen Finanzmärkten wetten, könnte das ganze Ausmaß dieser Schönrechnerei offenbaren.

Vielleicht hätte man schon beim Start der Währungsunion das heutige Disaster verhindern können. Zum einen hätte man vielleicht im kleineren Kreis mit einer geringeren Leistungsdifferenz zwischen den teilnehmenden Ländern starten sollen, zum anderen hätte eine Verlagerung von Finanz- und Haushaltskompetenzen aus den Euroländern zu einer zentralen Stelle sicherlich viel früher die "faulen Äpfel" enttarnt.

Es ist wirklich verwunderlich, dass ausgerechnet in den wichtigen Finanz- und Haushaltsfragen Europa keine Richtlinienkompetenz an sich gerissen hat. Dafür wissen wir jetzt, wann und wie eine Banane krumm zu nennen ist.

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