Deutschland ist Europameister

Unglaublich.

Unbeschreiblich.

Eine echte Sensation.

Deutschland ist Europameister .. im Schach. Gegen die Ostblockdominanz konnte ich das deutsche Team nach neun Runden in Griechenland behaupten und sicherte sich mit einem überragenden 2.5-1.5 gegen Armenien den Turniersieg.

Die Nicht-Schachspieler unter meinen Leser mögen meine Begeisterung verzeihen, aber dieses Ergebnis ist ähnlich sensationell wie ein Sieg Österreichs bei der Fußball-Weltmeisterschaft. Als Nummer 10 der Setzliste war das deutsche Quartett (Quintett mit dem „Ersatzspieler“) mit 37 Konkurrenten ins Rennen gegangen, die Erwartungen im Vorfeld waren nicht zu hoch.

Nach einem Pflichtsieg gegen Montenegro folgte ein Kurz-Unentschieden gegen Israel. Bis dahin schien alles „normal“, doch dann gingen die Sensationen los. Einem überraschenden Sieg gegen die starken Ungarn folgte eine echte Sensation. Die an 2 gesetzte (und in diesem Turnier letztlich indisponierte) Ukraine wurde mit 3.5-0.5 gerade deklassiert.

Der Freude folgte die erwartete Ernüchterung. Gegen Bulgarien mit dem ehemaligen Weltmeisterschaftskandidaten Topalov verlor man deutlich mit 1-3. Das Losglück war den Deutschen hold, gegen die One-Man-Show Italien (lediglich Fabiano Caruano hat Weltklasseniveau) gab es ein verdientes 3-1.

Drei Runden vor Schluß schien alles drin. In Runde 7 stand mit Rumänien (Setzliste 17) ein Überraschungsteam als Gegner parat. Ein knappes 2.5-1.5 bedeutete einen wichtigen Schritt nach vorn, doch da stand mit Aserbaidschan (Setzliste Nr. 3) ein harter Brocken vor der Tür. Der folgende 2.5-1.5-Sieg war schon eine echte Sensation, doch die Schlußrunde setzte dem Verlauf noch einen drauf.

In der Runde 9 hieß es Erster gegen Zweiter, Armenien gegen Deutschland. Beide Mannschaften mussten gewinnen, um sicher Europameister zu werden, ein Unentschieden hätte Aserbaidschan Chancen gelassen. Der Verlauf war interessant und spannend. Deutschlands Brett 1, Arkadij Naiditsch, einigte sich mit dem Weltklassespieler Aronian nach elf Zügen auf Remis, nur zehn Züge mehr leistete Daniel Friedman an Brett 3. Der Zwischenstand war 1-1, allerdings hatten die verbleibenden Schachfreunde Meier und Gustafsson den leichten Nachteil, die schwarzen Steine zu führen. Doch Georg Meier bewies einmal mehr seine gute Form und brachte seine Partie erfolgreich heim. Nun hing es am Hamburger Jan Gustafsson, der in sehr schwieriger Position starke Nerven bewies. Sehr lange kämpfte er mit einem leichten Nachteil, bis er diesen in ein unentschiedenes Endspiel überführen konnte – remis, Mannschaftssieg und Titelgewinn.

Ich habe Gustafssons Partie beim Spülen verfolgt und war gefesselt. Allerdings wäre es nicht gerecht, einen der fünf deutschen Spieler hervorzuheben, denn alle gemeinsam und jeder für sich haben hervorragend gespielt und sind über sich hinausgewachsen. Ein eher mittelmäßiges Team wurde durch taktische Meisterleistungen, sehr gute Vorbereitung und dem kleinen Quentchen Glück, das man bei jedem ganz großen Wurf braucht, völlig verdient Europameister. Gratulation an die deutsche Mannschaft.

Einfach unglaublich.

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