Ausgeprägte Individualität

Folgende These habe ich mir heute herausgeschraubt:

Ausgeprägte Individualität ist ein Zeichen von mangelndem Gemeinschaftssinn.

Irgendwelche Kommentare?

Comments (5)

  1. 17:28, 20. Oktober 2007Magnus  / Antworten

    Dem würde ich nur zum Teil zustimmen.
    Ich will das mal erklären:

    Der Individualisierungsprozess ist ein dynamischer. Kein Individuum kommt fertig auf die Welt. Wir verändern uns ständig, bilden unseren Habitus aus, also die Art, wie wir uns kleiden, die Art, wie wir denken, reden, uns bewegen, unsere Vorlieben wie Musikgeschmack und Abneigungen.
    Individualisierung bedeutet die vorläufige Festigung des Charakters, des Habitus, auf den aber viele Einflüsse fortwährend einwirken.
    Maßgeblich für den Individualisierungprozess ist dabei die Auseinandersetzung mit vielen „Gesellschaften“ (DIE Gesellschaft gibt es ja nicht!) in vielen sozialen Räumen. Das wäre bei Dir beispielsweise dein Kollegenstamm, deine Familie, dein Freundeskreis, die Freilichtbühne, der Schachklub und so weiter.
    All diese kleinen Gesellschaften bieten Dir positive, dir zusagende Aspekte, die Du in deinen Habitus und somit in deine Individualität aufgenommen und verankert hast. Zum jetzigen Zeitpunkt. Ich erinnere: dynamischer Prozess! In ein paar Jahren kann das natürlich anders aussehen.
    So wie Du aber von diesen Gesellschaftsgruppen und -räumen Elemente übernimmst, grenzt Du dich gleichermaßen von anderen Gesellschaften oder sozialen Gruppen ab. Ein Teil Deiner Individualität ist die Zugehörigkeit zur Bildungsschicht, durch gymnasiale und universitäre Bildung, d.h. Du würdest vermutlich nicht unkritisch soziale Gruppen und deren Merkmale annehmen wie ablehnen.
    In so fern ist eine ausgeprägte, i.e. gefestigte Individualität das Endergebnis eines durchaus vorhandenen Gemeinschaftssinns.

    Du wolltest mit der These aber wahrscheinlich sagen, dass Eigenbrötler nicht gerade gemeinschaftsfähig sind.
    Oder, dass Exzentriker keine Zugehörigkeit zu bestimmten Gesellschaftsgruppen entwickeln können.

  2. 18:45, 20. Oktober 2007Sven  / Antworten

    Ich würde die These eher so umstellen:
    Ausgeprägte Individualität ist ein Zeichen von mangelnder Akzeptanz der Gesellschaft.

  3. 21:53, 20. Oktober 2007Magnus  / Antworten

    Auch nicht schlecht.

    Ich würde weitergehen und sagen:
    Ausgeprägte Individualität ist ein Zeichen von intensiver Auseinandersetzung mit der Gesellschaft.

  4. 16:28, 21. Oktober 2007Sven  / Antworten

    In allem steckt ein bisschen Wahrheit, meistens wird der Begriff Individualismus jedoch im negativen Sinne missbraucht, um andere herabzusetzen.

  5. 06:52, 22. Oktober 2007MG  / Antworten

    Wie ich in der Einleitung schon geschrieben habe: ich habe mir den Satz „herausgeschraubt“. Erst nach dem Aussprechen ist mir aufgefallen, welch geistiges Kleinod mir da entwichen ist. Tatsache ist aber, dass die Situation, in der dieser Satz gefallen ist, eher durch die zweite deiner Möglichkeiten beschrieben wird.

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