Aus eigener Kraft

"Aus eigener Kraft" – diese Wortkombination wird im Fußball gerne als Phrase in den Ring geworfen. "Bayern kann aus eigener Kraft Meister werden", "Bochum kann aus eigener Kraft die Klasse halten" oder auch "Leverkusen kann aus eigener Kraft in die Champions League einziehen". Auch im Wirtschaftsbereich liest man Schlagzeilen wie "SAP will aus eigener Kraft wachsen". Das ist ja alles ganz schön, aber unter welchen Voraussetzungen darf man eigentlich "aus eigener Kraft" benutzen?

Ich will mal verdeutlichen, was ich meine. Am 19. Spieltag der Saison lag Bayer Leverkusen mit zwei Punkten Vorsprung vor den Bayern aus München an der Spitze der Bundesliga. Zu diesem Zeitpunkt mußten beide Teams noch ein weiteres Mal gegeneinander spielen. Das bedeutet, beide Teams konnten aus eigener Kraft noch Meister werden. Und das, obwohl nur etwas mehr als die Hälfte aller Ligaspiele absolviert war. Auf dem Weg zur Meisterschaft gab es zu diesem Zeitpunkt noch so viele Unwägbarkeiten, dass "aus eigener Kraft" zwar logisch richtig gewesen wäre, aber unter Berücksichtigung des gesunden Menschenverstands wohl kaum verwendet worden wäre.

Noch verwirrender und hinterfragbarer wäre die Aussage "Hertha BSC Berlin kann aus eigener Kraft die Klasse halten", wenn ich sie vor dem 1. Spieltag gestellt hätte. Formal wäre sie zwar richtig gewesen, aber doch irgendwie unsinnig.

Auch wäre die Frage, ob die Aussage "Ich kann aus eigener Kraft die Weltherrschaft erreichen" so leicht zu widerlegen wäre. Klar, einfach wäre es nicht, den Rest der Welt zu unterwerfen, aber eine minimale Restwahrscheinlichkeit gibt es für dieses Ereignis auf jeden Fall.

Deshalb frage ich mich, ab welchen Wahrscheinlichkeiten bzw. unter welchen Voraussetzungen "aus eigener Kraft" zu benutzen ist. Vielleicht kann ja jemand meinen Verstand da aus der Gefahrenzone holen, in dem er eine schöne Definition hinterläßt..

Comments (0)

› No comments yet.

Kommentar verfassen

Pingbacks (0)

› No pingbacks yet.